Impulse des Pastoralteams (bis St. Martin 2020)

Für uns alle ist die Zeit schwer. Als Pastoralteam wollen wir Sie mit Impulsen begleiten, die uns Mut und Orientierung geben können:

 

 

 

 

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Video für die Kleinen zu St. Martin

Pastoralreferent Mattia Zurlo






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Video zu Erntedank

Pfarrer Markus Feggeler



Video für die Kleinen zu Erntedank

Pastoralreferent Mattia Zurlo






Impuls zum 21. Sonntag im Jahreskreis 2020

Diakon Ralf Schwenk

 

Wende dein Ohr mir zu, erhöre mich, Herr,
hilf deinem Knecht, der dir vertraut, sei mir gnädig, o Herr.
Den ganzen Tag rufe ich zu dir.

Ps 86, 1–3

 

 

Gebet

Gott, unser Herr, du verbindest alle, die an dich glauben, zum gemeinsa­men Streben. Gib, dass wir lieben, was du befiehlst, und ersehnen, was du uns verheißen hast, damit in der Unbeständigkeit dieses Lebens unsere Her­zen dort verankert seien, wo die wahren Freuden sind.

Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Evangelium

Mt 16, 13-20

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsaréa Philíppi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn?
Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elíja, wieder an­dere für Jeremía oder sonst einen Propheten.

Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!

Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjóna; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Him­mel. Ich aber sage dir:

Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.

Dann befahl er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.

 

Gedankensplitter

Die Kirche hat es nicht leicht in dieser Zeit. Nicht nur wegen der Corona–Einschränkungen. Oder den vielen Austritten, die im letzten Jahr zu ver­zeichnen waren. Die Missbrauchsskandale haben ein Übriges dazu beige­tragen. Überall stellen wir fest, dass der Einfluss der Kirche in unserer Gesellschaft schwindet. Unverhohlen wird sie zum Spielball der Kritik. 

„Nichts ist mehr so wie es früher war, höre ich manchmal die Leute sagen.“ Ist das gut oder schlecht? 

Ich finde es ist zunächst einmal gut, dass nichts mehr ist, wie in den letzten Jahren; denn stellen wir uns vor, wir würden uns nicht weiterent­wickeln. Siehe nicht nur Mitbestimmung in der Kirche, sondern auch in unserer Gesellschaft. 

Das wäre geradezu fatal, wenn wir stehen bleiben würden. Es ist Zeit, an Vielem etwas zu verändern. Unsere Einstellung zum Umgang mit der Na­tur ist immer noch nicht so, wie sie sein soll. Das brauchen wir gar nicht hoch aufzuhängen. Klimawandel oder Erderwärmung. Es reicht schon in­nerhalb des eigenen Lebens- und Verantwortungsbereiche etwas zu tun. Müll vermeiden, bewusster einkaufen, nicht mal eben was aus dem Auto­fenster werfen. Kleinigkeiten, die aber doch etwas verändern können. Wie heißt es so schön: „Kleinvieh macht auch Mist!“

Und dann hören wir im Evangelium dieses Sonntags den Text, aus dem die Kirche schon immer den Anspruch ableitete, dass der römische Bischof eine Vormachtstellung vor allen anderen Bischöfen hat.  

Das klingt doch zunächst einmal so, als wenn es uns gar nicht selbst be­treffen müsste, denn es geht ja zunächst um die Hierarchie in der Kirche. Erst der Papst, dann die Kardinäle, die Bischöfe, die Ortskirchen (Diöze­sen), dann die Pfarrgemeinden. Hier der leitende Pfarrer, dann ich als normal sterblicher Mensch, weit abgeschlagen. Wie soll ich mich da mit einer solchen allgewaltigen Botschaft identifizieren: „Was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein!“

Ja, diese Passage lässt uns eigentlich in Ehrfurcht erstarren, denn enthält sie nicht etwas Unerreichbares für uns? 

Interessant finde ich jedoch den darauffolgenden Satz, den Jesus spricht. Er befahl den Jüngern niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.

Dies in der Situation, in der es für ihn sich andeutete, dass es um Leben oder Tod gehen würde. Einerseits die Aussage, dass Petrus die Kirche lei­ten würde und andererseits, dass Jesus der Christus ist, so wie es Petrus auf die Nachfrage Jesu hin ja auch gesagt hat. 

Die Frage, die sich hier für mich ergibt, ist die: Was ist wichtiger: Hieraus die Ableitung für den Machtanspruch des Bischofs von Rom zu sehen oder und vor allem die Anerkennung Jesu als den Sohn Gottes?

Mir kommt es leider so vor, als wenn wir heute Kirche zu oft nur noch als hierarchischen Apparat betrachten, eingeschlossen alle menschlichen Feh­ler, die dort passieren. 

Leider aber nicht mehr die Kirche als Verkündiger der Frohbotschaft Jesus Christi sehen. 

Über die Kirche wird schlecht gesprochen, wo es nur möglich ist, aber schauen wir dabei eigentlich auch noch auf die Botschaft Jesu? 

Wäre ein Perspektivwechsel nicht einfach auch einmal gut und vielleicht heilsam?

 

Ausblick in die Woche

Das Christentum besteht darin, dass Gott Mensch geworden ist. Nicht die­ser einzelne Mann in Galiläa vor zweitausend Jahren, sondern ER hat sich in die Menschheitsgeschichte hineinbegeben mit all diesen Defekten und Schwächen. Die nimmt er nicht nur so in Kauf sondern (ein Grundsatz, den wir immer wieder hören müssen, aber meistens doch wegdrängen). Jesus sagt von sich: „Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sün­der“. Wenn es eine Kirche gäbe, wenn wir bloß perfekte Päpste hätten und perfekte Priester, alles vollkommene Menschen mit weißen Westen, wo niemand Anstoß nehmen könnte (wie heutzutage, wen einer sagt: Mit der Kirche will ich nichts zu tun haben!), das wäre garantiert nicht die Kirche Jesu Christi. Weil er nicht gekommen ist, diese Gerechten zu sammeln, sondern die Sünder. (Albert Keller SJ) 

Welcher Meinung sind Sie?

 

Gebet

Herr, unser Gott, schenke uns durch deine Nähe die Kraft deines Erbar­mens und mache uns mutig, damit wir vor dir leben können, wie es dir gefällt.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

 

 

 

Impuls Hochfest Mariä Himmelfahrt 2020

Pfarrer Bonifatius Müller

 

Ein großes Zeichen erschien am Himmel:

Eine Frau, umgeben von der Sonne, den Mond unter ihren Füßen,

und einen Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.

Offb 12, 1

 

 

Gebet

Gott, du hast die selige Jungfrau Maria, die uns Christus geboren hat, vor aller Sün­de bewahrt und sie mit Leib und Seele zur Herrlichkeit des Himmels erhoben. Gib, dass wir auf dieses Zeichen der Hoffnung und des Trostes schauen und auf dem Weg bleiben, der hinführt zu deiner Herrlichkeit. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Lesung

Offb 11, 19a; 12, 1–5

Lesung aus der Offenbarung des Johannes.

Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet und in seinem Tempel wurde die La­de seines Bundes sichtbar: Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Ge­burtswehen.

Ein anderes Zeichen erschien am Himmel und siehe, ein Drache, groß und feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen. Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde herab. Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte; er wollte ihr Kind ver­schlingen, sobald es geboren war.

Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der alle Völker mit eisernem Zepter weiden wird. Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt.

 

Gedankensplitter und Ausblick in die Woche

Der August dieses Jahres hat uns tatsächlich noch mit viel Hitze und auch Trocken­heit dem Wandel unseres Klimas näher gebracht. Da hatte es aber noch einen Au­gust im Jahr 1999 gegeben. Damals gab es für wenige Minuten überhaupt keine Son­ne mehr, denn da ereignete sich die letzte totale Sonnenfinsternis. Was war das ein rie­sen Rum­mel um diese totale Sonnenfinsternis. Was hat dieses zugegebenermaßen großar­tige Naturschauspiel in den Menschen nicht alles ausgelöst. Das gab`s die ob­ligatori­sche Weltuntergangs- und Jahrmarktstimmung, wie zum Jahr 2000 oder beim Ende des Maya­kalenders; das schwankte zwischen Panik und Party hin und her. Der Mond hatte für ein paar Minuten unseren Ausblick auf die Sonne versperrt. Dieses Zeichen am Him­mel hatte - allen Unkenrufen zum Trotz – aber am Leben der Men­schen auf dieser Erde nichts geändert. Weder ging die Welt unter, noch ist eine Zei­tenwende eingetreten. 

Von solch einem großen Zeichen am Himmel ist auch in der Bibel die Rede: „Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel“ - heißt es da - „eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ih­rem Haupt“. In der Lesung heute wird dargestellt, wie Gott sein Volk schützt und trägt. 

Seit jeher sieht die Kirche in dieser Beschreibung einen Fingerzeig des Himmels auf Maria, die Gottesmutter. Das ist keine effektvolle, interessante aber eben vorüber­ge­hende Er­scheinung wie am Himmel im August 1999. 

Was will uns dieses Bild, was will uns das heutige Hochfest, eigentlich sagen? Da wä­re zum einen die Aussage, dass es sich lohnt, auf Gott zu vertrauen. Als junge Frau emp­fängt Maria die Botschaft, dass sie vom Hl. Geist überschattet den Messias gebä­ren soll. Ihre Antwort „Mir geschehe, wie Du es gesagt hast" ist der wichtigste Satz, den ein Mensch auf dieser Erde je ge­sprochen hat. Er ist der Beginn unserer Erlösung in Jesus Christus. „Mir geschehe" - es ist, als ob sie sagen will: „Ich kenne deinen Wil­len nicht. Ich weiß nicht, was du von mir in Zukunft verlangst. Ich habe keine Ah­nung, wie diese Welt im Detail funktio­niert.“ 

Und damit ist Maria ganz dicht bei uns Menschen, denn keiner von uns kennt seine Zukunft und den Plan oder je nachdem, was ich glaube, die Planlosigkeit, die hinter unserem Leben steckt. Maria aber sagt knochenhart eines: „Ich ver­traue dir. Deshalb traue ich dir mein Leben an." 

Mir stellt sich für mich selber oft die Frage: Menschenskind, wie sieht ei­gentlich mein eigener Glaube aus - wie sieht es aus mit meinem Vertrauen auf Gott?

Was passiert mit mir, wenn das so genannte Schicksal mir vielleicht heftig ins Kreuz tritt, wenn meine Zukunft, meine Gesundheit, sich mal in Frage stellt; wenn Enttäu­schungen oder Frustrationen im Leben oder an unserer Kirche sich auch an mir hoch fressen und ich beim Glaubensbekenntnis am Sonntagmorgen doch sehr bei den bedeutenden und so leicht dahin gesprochenen Worten schlucken muss: „Ich glaube. Mir geschehe, wie du gesagt hast“.

Und doch hat dieses Vertrauen - woher es auch immer gekommen ist - als Blanko­scheck Marias diese Erde verändert und tut es bis heute; und wir alle leben davon - bis heute. 

Die Dogmatisierung der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel war am 1. No­vem­ber 1950: Fünf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg - fünf Jahre nach einem bei­spiellosen Gemetzel unter den Menschen - fünf Jahre, nachdem abermil­lionen Men­schen ihr Leben lassen mussten. Sinnlos! Der Wert des Menschen und seine Würde wa­ren angesichts des Naziregims und seiner Mitläufer auch in unseren Ortschaf­ten hier in Lohmar und durch den grausamen Krieg in Frage gestellt. 

Und da kommt dann die Kirche mit einer Glaubenswahrheit, die wir als Katholiken zu glauben haben, nämlich dass Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Da haben sich schon viele aufgeregt und die Kirche als zu dogmatisierend kri­ti­siert, die den Menschen immer wieder nur Vorschriften machen will und dann auch noch mit der Maria. 

Wer aber etwas tiefer in der Wahrheit des Evangeliums gräbt, der kann vielleicht ver­stehen, was mit diesem Dogma nach einer so menschenverachtenden und zer­störeri­schen Zeitepoche wirklich gemeint war. Im uralten Fest der Himmelfahrt Mariens wird plötzlich ein ganz neuer, ein für die Freiheit des Menschen unver­zichtbarer Angelpunkt, für immer festgeschrieben und verdeutlicht:  Die Würde  des Menschen ist unantastbar – weil er zu Gott gehört. Und keine Instanz, keine Regierung, kein Ge­setz, kein Gericht und erst recht keine Diktatur, aber auch keine moderne Forschung und keine moderne Technik haben auf ewig das Recht, über das Leben des Menschen zu bestimmen - erst recht keine käufliche Politik und keine sich selbst verherrlichende Weltwirtschafts­ideologie. 

Jeder Mensch ist vor Gott unendlich kostbar. Maria, die Schwester aller Menschen, ist mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden. Sie ist deutliches Zei­chen da­für, dass der ganze Mensch, mit Leib und Seele, in seiner Würde unantastbar ist. Die Opfer von Krieg, Terror und Gewalt sind nicht verloren. Auch wenn wir sie nicht zählen können, auch wenn wir nicht alle ihre Namen kennen. Gott kennt ihre Zahl und ihre Na­men. Bei ihm sind sie geborgen. Auch alle, die leiden müssen, ver­gisst er nicht. 

Es lohnt sich, auf diesen Gott zu vertrauen. Das sagt mir dieses „Zeichen am Him­mel“. Das sagt mir dieses Fest. 

Wenn das unsere Sicht der Dinge ist, wenn wir uns trauen - auch im Jahr 2020 sozusa­gen mit dieser Brille -  auf Maria zu sehen, dann kann sich etwas in un­serem Leben, in dieser Welt und auch in unserer Gemeinde  ändern, weil ich mein „Mir geschehe, wie Du, Gott, es gesagt hast!" spreche, weil ich jeden Men­schen als von Gott gewollt und geschützt behandle. 

Die Sonnenfinsternis 1999 war ein Jahrhundertereignis ohne Folgen. Auf Maria, das Zei­chen am Himmel, zu schauen und davon zu lernen, wie Menschsein sich anfühlt uns wie Glaube das Leben tragen kann, das hätte Folgen für unsere Kirche, für eine menschli­chere Welt, für dieses Jahrhundert und darüber hinaus. Wer traut sich mit zu machen?

 

Gebet

Barmherziger Gott, lass uns auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, die du in den Himmel aufgenommen hast, zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

 

 

 

Impuls zum 19. Sonntag im Jahreskreis 2020

Pfarrer Markus Feggeler

 

 Blick hin, o Herr, auf deinen Bund

und vergiss das Leben deiner Armen nicht für immer.
Erhebe dich, Gott, und führe deine Sache.

Vergiss nicht das Rufen derer, die dich suchen.

(Ps 74 - 20.19.22.23)

 

 

 

Gebet

Allmächtiger Gott, wir dürfen dich Vater nennen, denn du hast uns an Kindes statt angenommen und uns den Geist deines Sohnes gesandt. Gib, dass wir in diesem Geist wachsen und einst das verheißene Erbe empfangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Evangelium

Mt 14, 22–33

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

Nachdem Jesus die Menge gespeist hatte, drängte er die Jünger, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken.

Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Als es Abend wurde, war er allein dort. Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind.

In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. Doch so­gleich sprach Jesus zu ihnen und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!

Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme! Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus. Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst. Und als er begann un­terzugehen, schrie er: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?

Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du.

 

Gedankensplitter

Was ist eigentlich die Basis für Vertrauen? 

Viele würden sicherlich darauf antworten, dass es für wirkliches Ver­trauen eine gewachsene und intakte Beziehung braucht - in der Fa­milie oder bei engen Freundschaften. Erst viele kleine positive ge­machte Er­fah­rungen lassen allmählich Vertrauen wachsen. Die Schlüssel zur Woh­nung, ein besonderes Geheimnis oder sogar die eigenen Kinder würde man eher niemandem leichtfertig anvertrau­en.

Unser Evangelium liest sich als Einladung zum Vertrauen: erst als der Fremde auf dem See die Jünger anspricht mit den Worten „Habt Ver­trauen!“ erkennen sie ihren Herrn und verlieren Angst und Schrecken. Die gewachsene Beziehung zu Jesus lässt Petrus sogar die besondere Einla­dung annehmen, auf dem Wasser Jesus entgegen zu gehen: „Komm!“ Das funktioniert zunächst, aber als sich Petrus der Realität und ihrer Gefah­ren bewusst wird, verliert er sein geschenktes Vertrauen schnell wieder – und geht unter! Aber Jesus streckt ihm auch da seine Hand zur Rettung entgegen.

Wenn Jesus den Petrus einen „Kleingläubigen“ nennt, dann möchte ich darin nicht einfach nur einen Vorwurf sehen. Wie viele Menschen möch­ten sehr gerne glauben und möchten vertrauen, aber es fällt einfach schwer. 

Wie schnell ist Vertrauen zerstört, und wie mühsam nur ist es wieder aufgebaut. 

Wie viele Stürme, Winde und Gefahren lassen uns vorsichtig sein im Leben. 

Für wie viele verdunkelt auch das Verhalten Einzelner in unserer Kirche die Botschaft, dass sich Vertrauen lohnt und der Glaube Halt gibt.

Für ein gesundes Vertrauen braucht es mehr als nur eine positive Erfah­rung. Ich wünsche Ihnen eine wachsende Beziehung zu Jesus Christus. Auf dieser Basis gelingt vielleicht Vertrauen, wenn er uns wie Petrus an ir­gend­einem Punkt in unserem Leben wieder einmal werbend einlädt: Komm! -  schenke mir doch Vertrauen und lass dich auf das Wagnis des Glaubens ein. 

ER traut uns nämlich einiges zu!

 

Ein ganz anderer Ausblick in die kommenden Wochen…

Die Explosions-Katastrophe von Beirut ging durch die Presse. Die Bil­der rütteln auf. Unsere Ehrenamtskoordinatorin Nathalie Welzel stammt aus dem Libanon. Ihre Mutter und Teile ihrer Familie leben in Beirut. Zum Glück sind alle wohlauf, aber auch ihre Wohnungen sind teilweise zerstört, Wiederaufbau und humanitäre Hilfe sind not­wendig. Familie Welzel hat Kontakt zu ihrer Kirchengemeinde in Bei­rut, der wir jetzt gerne durch Spenden auch konkret helfen möch­ten. 

Hinweise dazu folgen in den Gottesdiensten, im nächsten „aktuell“ und auf unserer Homepage. Am 15./16. August planen wir eine Son­derkollekte in den Gottesdiensten.

Wir können dadurch für die Menschen in Beirut ein solidarisches Zei­chen setzen, damit sie vertrauensvoll in die Zukunft schauen können.

 

Gebet

Barmherziger Gott, wir sind immer mit dir verbunden, wenn wir Leib und Blut deines Sohnes empfangen. Wir dürfen mit Deiner Hilfe vertrau­ensvoll in die Zukunft schauen, die wir füreinander und für uns gestal­ten können. Sei du uns Licht, auch wenn es finster um uns herum ist.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

 

 

 

Impuls zum 18. Sonntag im Jahreskreis 2020

Diakon Ralf Schwenk

 

Gott, komm mir zu Hilfe; Herr, eile, mir zu helfen.
Meine Hilfe und mein Retter bist du, Herr, säume nicht.

Ps 70, 2.6

 

 

Gebet

Gott, unser Vater, steh uns bei und erweise allen, die zu dir rufen, Tag für Tag deine Liebe. Du bist unser Schöpfer und der Lenker unseres Lebens. Erneuere deine Gnade in uns, damit wir dir gefallen, und erhalte, was du erneuert hast. - Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Lesung

Jes 55,1-3

Lesung aus dem Buch Jesaja

So spricht der Herr:
Auf, alle Durstigen, kommt zum Wasser!
Die ihr kein Geld habt, kommt, kauft Getreide und esst, kommt und kauft ohne Geld und ohne Bezahlung Wein und Milch!
Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eu­rer Mühen, was euch nicht satt macht?
Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch la­ben an fetten Speisen!
Neigt euer Ohr und kommt zu mir, hört und ihr werdet aufleben!
Ich schließe mit euch einen ewigen Bund: Die Erweise der Huld für David sind beständig.

 

Gedankensplitter

Wenn ich mir die Texte des 18. Sonntages so anschaue und versuche, die­se mit den Problemen der heutigen Zeit in Verbindung zu bringen, muss ich feststellen, dass wir in unserer Gesellschaft (ich nehme die Institution Kirche bewusst mit hinein in die Überlegungen) wohl immer noch nicht ver­standen haben, was an Apellen schon in den vorchristlichen Schriften an die Menschen gerichtet ist, aber auch längst noch nicht, was die Evange­lien hergeben. 

Ganz besonders ausdrucksstark empfinde ich den Text des Deuterojesaja (Kapitel 40 - 55), wobei dieser hier wie ein Zitat Gottes klingt. 

Verwenden wir Menschen nicht all unsere Kraft darauf, für Essen und Trinken zu sorgen und haben wir nicht im Laufe der Jahrhunderte uns dazu entwickelt, unseren Wohlstand zu mehren. Und gerade im ausgehen­den 20. und des schon nicht mehr ganz so jungen 21. Jahrhunderts be­stimmen Geld und Macht das Tun der Menschen, wobei die meisten Men­schen auf der Welt vom Kuchen nur noch die Krümel abbekommen und gar zu viele auch da nur zuschauen können, wie ihnen diese auch noch vor der Nase weggeschnappt werden!

Wir streiten um die richtigen Positionen im Umgang mit der Pandemie, wir streiten um die richtigen Positionen innerhalb der Kirche - ob Zölibat, Frauenpriestertum oder Leitungsämter. 

Von all dem spricht die Bibel nicht, sondern führt den Menschen immer wieder dahin, den Nächsten so zu lieben wie sich selbst. 

Traurig besonders auch der Umgang angesichts solcher Diskussionen un­ter­einander und in den „sozialen“ Medien. 

Sind wir vor Gott nicht alle gleich? Gilt es nicht einfach nur: mehr auf­einander zu achten, zu schätzen und damit zu lieben? 

Sind wir eigentlich noch in der Lage, das „Wunder des Geschenkes“ - wie im Evangelium beschrieben - von Gott anzunehmen? 

 

Ausblick in die Woche

Das wollte ich schon immer einmal klarstellen: 

Ich bin der Meinung…

Doch: 

Was beschäftigt mich daran? 

Welche Seite vertrete ich?

Weshalb möchte ich mich dazu äußern? 

Wieso muss ich zwingend etwas dazu sagen?

Wie bilde ich mir meine Meinung?

Wieweit kann ich mich aus dem Fenster lehnen?

Wie viel Auseinandersetzung provoziere ich? 

Wofür bin ich? 

Wozu muss ich unbedingt etwas beitragen?

Womit kränke ich vielleicht jemanden?

Wodurch kann ich hilfreich sein?

Worum geht es mir im eigentlichen?

Worüber sollte ich mich informieren?

Wobei erkenne ich meine eigenen Stärken und Schwächen?

Wovon lasse ich mich leiten?

Woraus ziehe ich meine Schlüsse?

 

Wenn Du jetzt Kopfschmerzen bekommen hast, dann stelle Dir doch folgende Frage:

Was muss ich zuerst noch für mich klären? 

Wäre es nicht besser gewesen, ein Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen – vielleicht die Bibel? 

 

Gebet

Barmherziger Gott, Du schenkst uns immer neue Kraft.
Bleibe bei uns in aller Gefahr und versage uns nie deine Hilfe,
damit wir der ewigen Erlösung würdig werden.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

 

 

 

Impuls zum 17. Sonntag im Jahreskreis 2020

Pfarrer Bonifatius Müller

 

Gott ist hier, an heiliger Stätte.

Gott versammelt sein Volk in seinem Haus,

er schenkt ihm Stärke und Kraft.

Ps  68, 6–7.36

 

 

Gebet

Gott, du Beschützer aller, die auf dich hoffen, ohne dich ist nichts gesund und nichts heilig. Führe uns in deinem Erbarmen den rechten Weg und hilf uns, die vergänglichen Güter so zu gebrauchen, dass wir die ewigen nicht verlieren. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

 

Evangelium

Mt 13, 44–52

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit sprach Jesus zu den Jüngern: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker.

Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie.

Wiederum ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das ins Meer aus­geworfen wurde und in dem sich Fische aller Art fingen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, sammelten die guten Fische in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg.

So wird es auch bei dem Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern und sie in den Feuerofen wer­fen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten ihm: Ja.

Da sagte er zu ihnen: Deswegen gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jün­ger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.

 

Gedankensplitter

Haben Sie schon mal einen Schatz gefunden. Ich meine jetzt vielleicht nicht gerade eine Kiste mit Bündeln von Euroscheinen. Vielleicht können Ehepaa­re bei dieser Frage sich einmal gegenseitig anschauen, oder Eltern ihre Kinder. Oder Kinder ihre Eltern oder Oma und Opa. Vielleicht können Freunde sich gegenseitig anschauen und plötzlich spüren: was hab ich doch für einen Schatz in meinem Leben gefunden, dass es diesen Men­schen für mich gibt, dass ich ihm begegnet bin. Im Evangelium des heutigen Sonntags, da liegt der Schatz auch nicht einfach auf dem Acker, sondern, da muss erst einer graben, muss sich einer erst durch die schmutzig anzusehende Erde wühlen, um so einen kost­baren Fund zu  machen. 

Auch die Schätze unseres Lebens - unsere Beziehungen - Menschen, die mir wichtig sind - vielleicht auch unser christlicher Glaube; das alles liegt eben manchmal nicht einfach so an der Oberfläche. Das ist vielleicht nicht leicht zu finden und wird so schnell übersehen. Ich muss schon graben, auf dem Acker meines Lebens. Ich muss schon bereit sein, mir die Hände dreckig zu machen. 

Jesus hat Gleichnisse erzählt, um unserem Leben eine Richtung zu geben, um Hoffnung zu machen und Freude zu vermitteln. Wer hat nicht schon einmal da­von geträumt, einen „Schatz“ zu finden, zu unerwartetem Reich­tum zu ge­langen? Das könnte doch alles verändern, die eigene Lebensweise, aber auch meine ganze Einstellung zum Leben. So etwas regt die Phantasie an. Walter Klaiber sagt dazu: „Wer den Fund seines Lebens macht. Wer dem begegnet, was sein Leben mit Freude und Sinn erfüllt. Für den ist es selbstverständlich, dafür alles andere einzusetzen. Wer dem Himmelreich in Jesus begegnet und es in seinen Worten und Taten ‚findet‘, der kann eigentlich gar nicht anders, als alles andere dranzugeben, um ganz ihm zu gehören.“ 

In meiner alten Pfarrei auf der Fraueninsel im Chiemsee, da ka­men eines Tages Schüler einer Förderschule (wir sagen fälschlicherweise oft Behin­derte), die ihre Abschlussfahrt zu unserer Pfarrei auf die Insel gemacht haben: Elf junge Leute mit ihren mehr oder weniger „Behinderun­gen“, denen das Leben in der kommenden Zeit ihres Lebens, sehr zu schaf­fen machen wird - elf Menschen, die es schwerer als andere haben werden, den Acker ihres Le­bens zu bearbei­ten, weil sie von Anfang an schlechtere Kar­ten mitbekom­men haben, schlech­tere Startbedingungen und schlechtere Zu­kunftspers­pek­tiven… Als wir dann aber sahen, wie sie sich bemühten, wie sie versuch­ten, ihr Leben anzupacken, wie sie versuchten, sich ihren Platz im Leben zu ergattern und zu erarbeiten; wenn man ihnen zusah, wie sie lachten und sich freuen konnten, wie sie so sehr unbefangen in den näch­sten Tag hinein­gingen und Menschen vertrauten, die als Lehrer oder Erzie­her ihnen zur Seite standen, wenn man sah, wie sie das Leben genießen konnten und alle einfach leben wollten und mit ihrem ganz kindlichen Ge­müt in unserer al­ten Kirche gebetet haben und mit Gott sprechen konnten, ohne viel zu verstehen aber viel mehr zu spüren, dann fragt man sich, wer wirklich den Schatz im Acker und die kostbare Perle finden wird, von der wir heute im Evangelium gehört haben. Dann stellt sich einem die Frage: Wer ist wirklich am Leben oder im Leben behindert?

Was sind wir bereit aufzugeben, um den wirklichen Schatz unseres Lebens zu finden und zu heben. Wozu sind wir bereit?

 

Ausblick in die Woche

 

Schatzsucher des Lebens

 

Eines merke dir: Du bist nicht allein auf dem Acker deines Lebens.

 

Manchmal hast du vielleicht Angst,
am Leben zu zerbrechen.

 

Da sind die Tage dunkel und dein Himmel verhangen. 

Deine Gedanken kreisen um dich 

und deine Seele sitzt auf dem Trockenen.

 

Gott hat dich aber nicht vergessen.

 

Auch wenn du mit dreckigen Händen in der Erde wühlst,

will er nicht, dass du an deinem Leben zerbrichst. 

 

Gott ist dein Licht in der Nacht, er gibt dir Trost.

Und wenn du keine Hoffnung mehr zu haben scheinst,

 

dann wirst du ihn finden - den Schatz.            

                                                                        bm

 

 

Gebet

Herr, unser Gott, unsere Gemeinschaft verbindet uns mit Dir und unter­einander. Dein Sohn hat uns seine unergründliche Liebe vorgelebt und geschenkt. Das möge uns Kraft für alle Begegnungen im Alltag geben.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

 

 

 

Impuls zum 16. Sonntag im Jahreskreis 2020

Pater Jerry Matthew OCD

 

Gott ist mein Helfer, der Herr beschützt mein Leben.
Freudig bringe ich dir mein Opfer dar und lobe deinen Namen, 

Herr, denn du bist gütig.       

 Ps 54,6.8

 

 

Gebet

Herr, unser Gott, sieh auf uns alle, die du in deinen Dienst gerufen hast. Mach uns stark im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe, damit wir immer wachsam sind und auf Deinem Weg bleiben.

Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Evangelium

Mt 13, 24–43

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit erzählte Jesus der Menge folgendes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind getan.

Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!

Er legte ihnen ein weiteres Gleichnis vor und sagte: Mit dem Himmel­reich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hoch­ge­wachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.

Er sagte ihnen ein weiteres Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Sea Mehl ver­barg, bis das Ganze durchsäuert war.

Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge in Gleichnissen und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen, damit sich erfülle, was durch den Propheten gesagt worden ist: Ich öffne meinen Mund in Gleichnissen, ich spreche aus, was seit der Schöpfung der Welt verborgen war.

Dann verließ er die Menge und ging in das Haus. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker! Er antwortete: Der den guten Samen sät, ist der Menschensohn; der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Kinder des Reiches; das Unkraut sind die Kinder des Bösen; der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Schnitter sind die Engel.

Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch bei dem Ende der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gesetzloses getan haben, und werden sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre!

 

Gedankensplitter

„Wir befinden uns gerade in einem gewaltigen Lernprozess. Es ist ein enormes Experiment. Dabei haben wir es mit einer globalen Katastrophe zu tun, die nicht von außen kommt, wie ein Krieg oder ein Erdbeben, son­dern von innen. Viren sind in uns. Wir können sie nicht gänzlich los­werden. Wir müssen lernen, mit ihnen zu leben, so schrieb es der fran­zösische Philosoph Bruno Latour in einem Artikel. Im heutigen Evange­lium lesen wir das Gleichnis vom Unkraut, das wächst zusammen mit dem Weizen. Oft stellen wir uns die Frage „Warum?“. Wir finden mei­stens keine Antwort, wenn wir diese Warum-Fragen an Gott stellen. 

Vielleicht hat Jesus selbst solche Fragen an Gott gestellt als er für uns gelitten hat. Die Antwort Gottes war vollkommene Stille.

Vielleicht fordert er auch heute von uns, dass wir ausdauernd mit Geduld, in der Stille seinen Willen suchen sollten. 

Wenn wir geduldig sind, erhalten wir eine neue Perspektive der vorlie­genden Schwierigkeiten. Wir haben z.B. gezeigt, dass es tatsächlich mög­lich ist, innerhalb weniger Wochen das Wirtschaftssystem auf der ganzen Welt auf Eis zu legen. Oder der Lockdown zwang alle in eine Art von Klausur, einen Moment der inneren Reflektion, die ziemlich außer­ge­wöhnlich ist. Allerdings, gab sie uns auch Menschen, die ohnmächtig zuhause festsaßen, ohne eine Möglichkeit, darüber nachzudenken, wie sie eine bessere Zukunft schaffen könnten und was nötig und was möglich ist. 

Im Evangelium vermittelt Jesus uns diese neue Perspektive: „Lasst beides, Unkraut und Weizen, wachsen bis zur Ernte, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus.“ Im Kern spricht das Gleichnis vom Aushalten des Menschen, dass er nicht alles machen, be­stimmen und vor allem nicht alles entscheiden kann. So spricht Jesus hier nicht von Toleranz, die das Andersartige neben sich duldet, erträgt und in seinem Recht anerkennt, sondern über die Ausdauer und das Aushalten, die man unbedingt haben soll.

 

Ausblick in die Woche

Das Gleichnis Jesu vom Unkraut im Weizen können wir auf unser Leben im Alltag übertragen:

Gott hat das Gute in unser Herz gelegt. 

Mit seiner Gnade schenkt er uns jene Kraft, die das Gute stärkt und zum Wirken bringt, so oft wir es wollen. 

Gott glaubt offensichtlich auch daran, dass wir im Bösen nicht verharren. 

Nicht Ungeduld bringt er uns bei unseren Verfehlungen entgegen, sondern die Zusage, dass wir auch in unserem Versagen noch ganz in seine Liebe einbezogen sind.

Ist das nicht einen Versuch wert, sich darauf einzulassen!?

 

Gebet

Gott, höre unser Gebet. Du möchtest, dass wir an Leib und Seele,

damit wir an Seele und Leib gesunden. Gib, dass wir die Gewohnheiten des alten Menschen ablegen und als neue Menschen leben.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

 

 

 

 

 

 

Impuls zum 15. Sonntag im Jahreskreis 2020

Pfarrer Markus Feggeler

 

Ich will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen,

mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich einst erwache.

(Ps 17, 15)

 

 

Gebet

Gott, du bist unser Ziel. Du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit
und führst sie auf den rechten Weg zurück. Gib allen, die sich Christen nennen, die Kraft, zu meiden, was diesem Namen widerspricht und zu tun, was unserem Glauben entspricht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. Darum bitten wir durch Jesus Christus

 

Evangelium

Mt 13, 1–23

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich. Und alle Menschen standen am Ufer. Und er sprach lange zu ihnen in Gleichnissen.

Er sagte: Siehe, ein Sämann ging hinaus, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen es. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil aber fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hun­dertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!

Da traten die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? Er antwortete ihnen: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen; ihnen aber ist es nicht gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen und hö­ren und doch nicht hören und nicht verstehen. An ihnen erfüllt sich das Prophetenwort Jesájas: Hören sollt ihr, hören und doch nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen und doch nicht einsehen. Denn das Herz dieses Vol­kes ist hart geworden. Mit ihren Ohren hören sie schwer und ihre Augen verschließen sie, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören und mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen und sich bekehren und ich sie heile.

Eure Augen aber sind selig, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören. Denn, amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. Ihr also, hört, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet. 

Zu jedem Menschen, der das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; bei diesem ist der Samen auf den Weg gefallen. Auf felsigen Boden ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt; er hat aber keine Wurzeln, sondern ist unbeständig; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er sofort zu Fall. In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört, und die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum ersticken es und es bleibt ohne Frucht. Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt Frucht -hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.

 

Gedankensplitter

Jesus redet ja häufig in Gleichnissen. Und im Fall des Gleichnisses vom Sämann liefert er ausnahmsweise die Deutung für den kleinen Kreis der Jünger schon mit:

Jesus ist der Sämann, der Samen ist das Wort (vom Reich), wer nicht nur äußerlich hört, sondern versteht, der bringt Frucht und das Reich Gottes zur Entfaltung.

Aber reicht die Erklärung, die Jesus selber liefert, schon aus, dass nicht nur die Jünger, sondern auch andere es verstehen? 

Viele sehen und sehen doch nicht, hören und hören doch nicht!

Offenbar gehört zum Verstehen doch immer mehr dazu als äußerlich die Worte zur Kenntnis zu nehmen, die Jesus da spricht. 

Wer sich in das Gleichnis hineinnehmen und es sich zu Herzen gehen lässt, der versucht auch, für sich eine Konsequenz daraus zu ziehen.

Dann beginnt das Wort auch schon Früchte zu tragen

 

Ausblick in die Woche

Vielleicht helfen einige Fragen dabei, das Gleichnis zu vertiefen:

Wo in meinem Alltag spricht mich Gottes Wort an?

Auf welchen Boden trifft es bei mir gerade in meinem Leben?

Wo werde ich selber zum Sämann/zur Säfrau?

Welche Saat (Freundlichkeit, Güte, Verständnis..) möchte ich ausbringen, wenn ich anderen (Familie, Freunden…) begegne?

 

Gebet

Herr, unser Gott, wir danken dir für die Gemeinschaft, die wir immer wieder mit dir und untereinander erfahren dürfen. Lass uns darauf Kraft für unseren Alltag gewinnen. 

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

 

 

 

Impuls zum 14. Sonntag im Jahreskreis 2020

Pastoralreferent Mattia Zurlo

 

Deiner Huld, o Gott, gedenken wir in deinem heiligen Tempel.

Wie dein Name, Gott, so reicht dein Ruhm bis an die Enden der Erde;

deine rechte Hand ist voll von Gerechtigkeit.

Ps 48, 10–11

 

 

Gebet

Barmherziger Gott, durch die Erniedrigung deines Sohnes hast du die gefallene Menschheit wieder aufgerichtet und aus der Knechtschaft der Sünde befreit. Richte auch uns wieder auf. Erfülle uns mit Freude über die Erlösung und führe uns zur ewigen Seligkeit.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Evangelium

Mt 11, 25–30

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. 

Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater,
und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.

Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch er­quicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.
Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.

 

Gedankensplitter

In dem heutigen Evangelium spricht mich besonders ein Satz von Jesus an: „Ich will euch erquicken“. Das griechische Verb, das die Einheitsüberset­zung mit „erquicken“ wiedergibt, könnte auch mit „ausruhen lassen“ über­setzt werden. 

Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, „sich ausruhen“ ist, besonders in dieser Zeit voll Unsicherheiten und Ängste bezüglich Gesundheit, Arbeit, Ausbildung, Wirtschaft und letztendlich unserer Zukunft, nicht so ganz einfach. Ferner leben wir in einer Gesellschaft, die von Leistung geprägt ist, in der wir ständig groß und stark, beliebt und bedeutend, kompetent und erfolgreich sein sollen. Manche Menschen sehen sogar das religiöse Leben als eine Leistung an.

Ganz ähnlich wie bei den Pharisäern und die Schriftgelehrten zur Zeit Jesu. Sie, die scheinbaren Klugen und Weisen, versprechen den Menschen einen Weg zu Gott, allerdings nur denen, die auch fähig sind, die 613 Gesetze mit Verboten und Geboten ganz genau zu halten. Und die große Schar derjenigen Menschen, denen ihre Arbeit und ihr tägliches Leben es unmöglich machen, nach diesen vielen Vorschriften zu leben, sind in den Augen der Pharisäer von Gott Verstoßene, sind religiöse Nullen und man nennt sie „die Sünder“.

Nur wer Leistung bringt, ist vollkommen.

Auch wir selber stehen vielleicht manchmal ein wenig in der Gefahr, zu solchen Weisen und Klugen zu werden. Das passiert, 

wenn wir meinen, ganz genau zu wissen, wie Gott sein muss und wenn dadurch dann unsere Vorstellungen überhaupt keinen Platz mehr lassen für die Überraschungen Gottes in unserem Leben; 

wenn wir glauben, dass es für ein religiöses Leben ausreicht, wenn wir uns die Leistung abringen, jeden Sonntag zum Gottesdienst zu gehen, und dass Gott uns diese übermenschliche Anstrengung als positiv anrechnen wird.

Aber: Leistungsdenken ist gerade dann, wenn es um unser Glaubensleben geht, völlig fehl am Platz! Und ausgerechnet Jesus selber ist die große Alternative schlechthin zum religiösen Leistungsdenken:

Er ist der große Freund derer, die sich abmühen und plagen, die zusammenbrechen und scheitern, und die oftmals gar nicht mehr fähig sind, irgendwas zu leisten.

Jesus ist ein Freund der Erschöpften und Überlasteten. In Jesus begegnen wir einem, der sich - ohne irgendeine Vorleistung zu verlangen - all denen zuwendet, die mit der Last ihres Lebens nicht mehr fertig werden. Und er blickt nicht hochmütig auf sie herab. 

Die Botschaft Jesu drückt nicht nieder, sie richtet auf. 

Es ist eine gute Nachricht, damals wie heute.

 

Ausblick in die Woche

Wirf deine Sorge auf den HERRN, 

er wird dich erhalten! 

Niemals lässt er den Gerechten wanken.

Psalm 55, 23

 

Gebet

Herr, du beschenkst uns immer wieder mit reichen Gaben.

Lass uns dankbar sein und einst die Fülle des Heils erlangen.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

 

 

 

Impuls zum 13. Sonntag im Jahreskreis 2020

Diakon Ralf Schwenk

 

Ihr Völker alle, klatscht in die Hände,

jauchzt Gott zu mit lautem Jubel.

Ps 47,2

 

 

Gebet

Gott, unser Vater, du hast uns in der Taufe zu Kindern des Lichtes gemacht. 

Lass nicht zu, dass die Finsternis des Irrtums über uns Macht gewinnt,

sondern hilf uns, im Licht deiner Wahrheit zu bleiben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Evangelium

Mt 10,37-42

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit sprach Jesus zu den Aposteln: 

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, 

und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. 
Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. 
Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren;
wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. 
Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf,
und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. 
Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten.
Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten. 
Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist - amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.

 

Gedankensplitter

Die sogenannte Aussendungsrede im heutigen Evangelium klingt radikal in ihren Forderungen. Allein der erste Satz schockiert schon, obwohl diese Anweisungen an die Apostel adressiert sind, die sich ja ganz dem Herrn verschrieben hatten. Die Radikalität dieses Textes wird nur verständlich aus der Entstehungsgeschichte, wobei diese Worte wohl aus der sogenann­ten LogienquelleQ stammen, also gar nicht aufgeschrieben, sondern münd­lich tradiert wurden. Matthäus verwendet dabei Texte von Markus und der Logienquelle und komponiert sie zu einer einzigen Rede. 

Wenn jemand zu mir kommt, und nicht den Vater hasst, die Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern und auch sich selbst, kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, kann nicht mein Jünger sein. 

Klar ist: Es muss ja wohl Menschen gegeben haben, die diese radikale Form der Nachfolge Jesu gelebt haben. Ausgehend von der Überzeugung, das Him­melreich sei nahe, ließen sie alles zurück und zogen umher, um das jüdische Volk zur Umkehr zu bewegen. Der Evangelist Lukas hingegen schwächt diesen Gedanken ab und widerruft sogar die Aufforderung zur absoluten Besitzlosigkeit. 

Trotzdem hat es im Laufe der Jahrhunderte in der Geschichte der Kirche immer wieder Menschen gegeben, wie zum Beispiel Franz von Assisi, die versucht haben, diesen radikalen Ansatz zu leben und die Christen damit aufzurütteln aus einem angepassten, bequem gewordenen Christentum. Des­halb darf man diese radikalen Texte auch heute nicht einfach aus dem Evangelium und aus der Verkündigung herausstreichen oder verniedlichen. Der radikale, „an die Wurzeln gehende“ Anspruch der Botschaft Jesu darf nicht zu einer gemütlichen, harmlosen Befriedung der religiösen Gefühle werden, sondern muss aufrütteln, anecken und herausreißen aus dem All­tagstrott. Das heißt nicht, den Text wörtlich zu nehmen, sondern ihn zu verstehen, und daraus die Konsequenzen für den Stellenwert des Glaubens im je persönlichen Leben zu ziehen. 

Die Frage, der wir uns stellen können, ist: 

Wie groß ist meine Bereitschaft, sich an den Aussagen Jesu zu orientieren? 

Bin ich bereit, radikal in seiner Nachfolge zu sein? 

Zum Beispiel: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Bin ich bereit, das radikal zu leben? 

In unserer doch sehr satten Gesellschaft sind wir durch die Corona-Krise aufgerüttelt worden, dass nicht alles für uns Menschen machbar ist. 

Wir machen sozusagen zurzeit eine „Wüstenerfahrung“, müssen mit Entbehrungen leben, die sicher nicht jedem passen. 

Aber Entbehrungen bieten auch Chancen. Die Corona-Krise, so schlimm sie auch ist, bietet auch eine Chance, unseren Lebensstil zu überdenken und vielleicht auch zu ändern. 

Wüstenerfahrung machen bedeutet, sich zurückziehen zum Gebet, in sich hineinhören. Ruhe, Meditation. 

Gerade zum Beginn der Sommerferien suchen wir ja nach Abwechslung und Erholung für unseren Leib. Geben wir unserer Seele auch die Chance, sich zu entspannen, vielleicht beim Lesen eines guten Buches (z.B. einige Ab­schnitte aus der Bibel), beim Nichtstun, beim Betrachten der Natur, beim Gespräch mit dem Partner und den Kindern, vor allem über Themen, die endlich mal besprochen werden sollen. 

 

Ausblick in die Ferienzeit

Guter Gott, gib mir die Geduld runterzufahren. 

Lass mich erkennen, dass die Zeit, die ich habe, von Dir geschenkt ist. 

Sei in meinen Gedanken und begleite mich.

Hilf mir in meinem Denken Oasen zu finden, in denen wie das quellende Wasser neue Ideen und Gedanken entspringen. 

Begleite mich und sei bei mir und den Meinen. Amen 

RSch

 

Ich wünsche Ihnen für die Ferienzeit, neugierig zu sein und sich einzulassen auf das, was nur in Ruhe erlebt werden kann. 

 

Gebet

Gütiger Gott, in jedem gemeinsamen Mahl schenkst du uns neues Leben.
Lass uns Frucht bringen in Beharrlichkeit und dir auf immer verbunden bleiben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

 

 

 

Impuls zum 12. Sonntag im Jahreskreis 2020

Pfarrer Markus Feggeler

 

Der Herr ist die Stärke seines Volkes,
er ist Schutz und Heil für seinen Gesalbten.
Herr, hilf deinem Volk und segne dein Erbe,
führe und trage es in Ewigkeit.

Ps. 28, 8-9

 

 

Gebet

Gott, gib, dass wir deinen Namen ehren und lieben. Denn du reichst uns immer deine schützende und tragende Hand. Niemand entziehst du sie,
der fest in deiner Liebe verwurzelt ist.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Evangelium

Mt 10, 26–33

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet im Licht, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet auf den Dächern!

Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann!

Verkauft man nicht zwei Spatzen für einen Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.

Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.

 

Gedankensplitter

Jesus sendet seine Jünger in die Welt hinaus, so lautete die Kernaussage des Evangeliums vom vergangenen Sonntag. Er sendet sie aus mit Voll­macht, um Krankheiten zu heilen und von unreinen Geistern zu befreien.

Im Fortgang seiner Aussendungsrede warnt Jesus im Matthäusevange­lium von Anfang an aber auch ganz realistisch vor Gefahren und Schwierigkei­ten dieser Mission: nicht alles läuft immer glatt und rund! Es gibt auch Unverständnis und Anfeindung, sogar Neid und Nachstellung! Aus Angst reagieren Menschen mit Ablehnung, sogar mit Verfolgung. Jesus sollte leider recht behalten: bis heute ist das Christentum trotz seiner positiven Botschaft immer wieder auch Anlass zum Widerspruch geblieben. Bis heute ist es die am meisten verfolgte Religion.

Gleich dreifach gibt Jesus den Aposteln deshalb mit auf den Weg: „Fürchtet euch nicht!“ Habt doch keine Angst vor dem, was euch erwar­tet. Ihr seid unendlich wertvoll. Der Vater weiß um euch und überlässt nichts dem Zufall! Sogar die Haare auf eurem Kopf sind alle gezählt.

Vertrauen statt Anfeindung; Mut statt ängstlicher Rückzug; wer Position bezieht, wird belohnt. So werden die Apostel gestärkt! Ich freue mich, dass Jesus Mut zuspricht - auch heute!

 

Ausblick in die Woche

Auch in unserer modernen Welt gibt es ganz sicher viel Bedrohliches. 

Es gibt Angst vor 

Krieg und Verfolgung - 

Hunger und Not -

Existenzverlust - 

Abhängigkeit und Überforderung -

Krankheit oder Viren -

schwierigen oder falschen Entscheidungen -

um Kinder und Familie -

der Komplexität unseres Lebens -

Fremden und Fremdem -

Bedeutungslosigkeit und Sinnkrise -

dem Verlust der Kontrolle -

der Einsamkeit und dem Sterben -

Angst vor dem LEBEN? 

Was macht Ihnen am meisten Angst?

Vielleicht ist der einfache Satz aus dem Evangelium „Fürchte dich nicht!“ kein Allheilmittel. In jedem Fall aber kann er in vielen Situationen eine neue Perspektive schenken. Denn wer glaubt, kann der Angst Vertrauen entgegensetzen. 

Mit Theresa von Avila können wir beten: 

Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken. 

Alles geht vorüber. Gott allein bleibt derselbe. 

Wer Geduld hat, der erreicht alles. 

Wer Gott hat, der hat alles. 

Gott alleine genügt.

 

Gebet

Gütiger Gott, immer wieder stärkst du uns durch den Leib und das Blut Christi. Gib uns Mut, im Vertrauen auf Dich einander als gewandelte Menschen zu begegnen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

 

 

 

Impuls zum 11. Sonntag im Jahreskreis 2020

Pater Jerry Matthew OCD

 

Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen, sei mir gnädig und erhöre mich.
Du bist meine Hilfe: Verstoß mich nicht,
verlass mich nicht, du Gott meines Heils.

Ps 27,7.9

 

Gebet

Gott, du bist unsere Hoffnung und unsere Kraft, ohne dich sind wir schwach. Sei mit deiner Gnade bei uns, damit wir denken, reden und tun, was dir gefällt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Evangelium

Mt 9, 36 – 10, 8

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hir­ten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte aus­zu­senden!

Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu hei­len. Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, ge­nannt Pet­rus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Ze­bedäus, und sein Bruder Johannes, Philíppus und Bartholomäus, Tho­mas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskáriot, der ihn ausgelie­fert hat. Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht den Weg zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samaríter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel!

Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe! Heilt Kranke, weckt To­te auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfan­gen, umsonst sollt ihr geben.

 

Gedankensplitter und Ausblick in die Woche

"Ich kann nicht atmen", schreit George Floyd und fleht um Hilfe. Es war ein Schreck, den die Welt in der letzten Woche erfahren hat. Es geht um den gewaltsamen Tod des Schwarzen George Floyd in den USA. Er er­stick­te, nachdem ein weißer Polizist minutenlang auf seinem Hals ge­kniet hatte. Alle haben Mitleid mit George Floyd, aber der Polizist selber nicht. 

Im Evangelium lesen wir, dass Jesus mit vielen Menschen Mitleid hatte. Es fehlt aber in der Welt Menschen, Brüderlichkeit zu zeigen und mit ande­ren Mitleid haben. Ein Lockdown in einer großen Wohnung ist nicht das­sel­be, als wenn man obdachlos ist. 

Die schreckliche Lage in Afrika und Asien macht die Menschen überall auf der Welt ohnmächtig. Für viele Menschen ist das Virus auch ohne Infek­tion lebensbedrohlich. Vielleicht hat das Virus unser Wirtschafts­wachs­tum, die Haushaltsüberschüsse und unsere unbeschwerten Som­merur­laube vertrieben. Vielleicht stehen wir nun vor einem Dilemma, ob die Welt sich in einer schlechten Lage von Rassismus, Pandemie, Missbrauch und Naturkatastrophe befindet. 

Wir müssten aber die Boten Gottes in der Welt sein, die mit ande­ren Mitleid haben und die Gefühle und die Aufga­ben sinnvoll machen, die wir in unserem Alltag erleben.

Papst Paul VI. spricht vom „Evangelium ohne Worte“ (Evangelii nuntiandi). Durch sein Tun kann ein Mensch für uns zur Frohen Bot­schaft, zur Wohl­tat werden. Dafür will uns das Evangelium die Augen öffnen, uns hellhö­rig machen. Das tut immer gut, wenn Menschen einander so be­gegnen, dass sie fragen „was kann ich für dich tun?“. Oder wenn wir in einer aus­weglosen Situation sind, und es fragt uns gerade dann jemand: kann ich dir helfen? Wir erfreuen uns an solchen Erlebnissen. Wir sehen sie als eine Hilfe Gottes, der sieht, wie müde und erschöpft wir manch­mal sind. Gott braucht solche Menschen, die seine frohe Botschaft in der Welt ver­künden und das ist die Berufung der Christen in der Welt. 

Wir dürfen auch in unseren Leben entdecken, dass Gott durch Jesus für uns sorgt; dass Gott uns Begegnungen schenkt, die uns gut tun, damit sein Heil in der Welt durch uns wirkt, das alle Enttäuschungen der Welt gut macht. 

Jesus schickt Menschen los - in seinem Namen mit seinem Auftrag. Wir sind gesandt mit einem bestimmten Auftrag an einem bestimmten Ort. Es gibt Menschen, die sich innerlich leer und unzufrieden fühlen, sie kein richtiges Zuhause haben, mit Angst in die Zukunft schauen, Gott zwar kennen, aber mit ihm nichts zu tun haben wollen, vielleicht aller­lei materielle Güter besitzen, aber sich nicht geliebt wissen usw. Eine häufige aber jedoch falsche Lösung, die viele Menschen auf diese innere Ermüdung, Leere und Erschöpfung anwenden, ist die Flucht in die Dro­ge, den Alkohol, die Vergnügungssucht, die virtuelle Welt des Internets. 

Als Christen wollen wir unsere Aufgabe besinnen und Tag für Tag unseren Glauben überzeugt leben. Dann werden wir in unserer Umgebung für andere Menschen eine Hilfe und Begleiter sein. 

Christus macht uns stark, wenn wir uns an ihn halten, wenn wir uns an die Lehre der Kirche halten, wenn wir das Wort Gottes leben. Der Friede Gottes bewahre unsere Herzen.  

 

Gebet

Herr, unser Gott, wenn wir in Deinem Namen zusammen kommen, sind wir in dir eins. Gestärkt durch dich können wir unseren Alltag gestalten. Gib du uns dazu Mut und Kraft.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

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Andacht zu Fronleichnam

Pfarrer Bonifatius Müller, Diakon Achim Roos






Impuls zum Dreifaltigkeitssonntag 2020

Pfarrer Markus Feggeler

 

Gepriesen sei der dreieinige Gott:
der Vater und sein eingeborener Sohn
und der Heilige Geist;
denn er hat uns sein Erbarmen geschenkt.

 

 

Gebet

Herr, himmlischer Vater, du hast dein Wort und deinen Geist in die Welt gesandt, um das Geheimnis des göttlichen Lebens zu offenba­ren. Gib, dass wir im wahren Glauben die Größe der göttlichen Dreifaltig­keit erkennen und die Einheit der drei Personen in ihrem machtvollen Wirken verehren und bekennen. 

Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.

 

Evangelium

Joh 3, 16 - 18

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hin­gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.

 

Gedankensplitter

Maria Luise Thurmair (1912-2005) ist bis heute die mit 25 Liedern am häufigsten in unserem Gotteslob vertretene Kirchenlieddichterin. Bei der Zusammenstellung des (alten) Gebet-und Gesangbuches war sie die einzige Frau in der Vorbereitungskommission. Im Kriegsjahr 1943 schrieb sie ein kurzes, aber aussagekräftiges Glaubensbekennt­nis, das bis heute Eingang in unser Gebet- und Gesangbuch gefunden hat:

„Gott ist dreifaltig einer, der Vater schuf die Welt, der Sohn hat uns erlöset, der Geist uns auserwählt.“ (GL 354)

Am Sonntag nach Pfingsten feiert die Kirche den Dreifaltigkeitssonn­tag. Wir feiern damit das Geheimnis unseres Gottes, der seinem Wesen nach nicht nur eine Beziehung  h a t  (Vater, Sohn und Heiliger Geist), sondern Beziehung i s t . Der Vater schuf die Welt in all ihrer Schönheit und hat uns in der Schöpfung damit Spuren seines Wirkens hinterlassen. Der Sohn kam als ewiges Wort des Vaters in unsere Welt, um uns zu erlösen und die Be­ziehung zum Vater zu erneuern. Der Geist hält uns in lebendiger Verbin­dung mit dem Vater und dem Sohn als auserwählte Kinder Gottes.

Vielleicht kommt vielen das Geheimnis der Dreifaltigkeit manchmal allzu theoretisch oder spekulativ vor. Im Kern feiern wir nicht einen Gott, fernab und unnahbar wäre, sondern einen Gott, der in Bezie­hung tritt und die Kommunikation mit seinen Geschöpfen möchte. Wer die Schönheit der Natur entdeckt oder über ihre komplexen Zu­sammenhänge staunt, begeg­net automatisch ihrem Schöpfer. 

Im Ge­genüber der Menschen begegnet uns Gott genauso wie in den Heraus­forderungen und schönen Momenten unse­res Lebens. ER ist da im Wort der Schrift und in den Sakramenten. Sein Geist trägt und hält unsere Welt zusammen.

Der dreifaltige Gott ist Beziehung: er lässt sich suchen – und er lässt sich finden! Auch heute.

 

Ausblick in die Woche

„Gott in allen Dingen suchen und finden“ – so lautet das spirituelle Vermächtnis des Hl. Ignatius von Loyola, Gründer des Jesuitenor­dens. Wer mit offenen und wachen Sinnen durch die Welt geht, betreibt bereits Spurensuche. So lässt sich vieles entdecken, was selber über die Dinge hinausweist und uns deren tieferen Grund erahnen lässt. 

So hört Gott nicht auf, uns ein „Beziehungsangebot“ zu machen. 

Kommen wir in Kontakt?

 

Gebet

Herr, unser Gott, immer wieder sind wir mit dir verbunden, wenn wir den Leib und das Blut deines Sohnes empfangen. Dieses Sakra­ment stärke unseren Glauben und gebe uns Mut, Dich, in drei Per­sonen zu bekennen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

Zum Titelbild

Viele Versuche in der Kunst gibt es, das Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit - die Einheit in drei Verschiedenheiten -  anschaulich zu machen. 

Das Dreifaltigkeitsfresko von Urschalling in Prien/Oberbayern (um 1390) ist allerdings eine gewöhnungsbedürftige Darstellung. Der Künstler hat wohl nicht nur sein Handwerk verstanden. Hat er seiner Zeit weit voraus gedacht und es sich nicht nehmen lassen, den Heiligen Geist als Frau zu malen!?

 

 

 

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Video für die Firmlinge

Pastoralreferent Mattia Zurlo






Video zu Pfingsten

Pastoralreferent Mattia Zurlo






Impuls Pfingsten 2020

Pfarrer Bonifatius Müller

 

 

Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis.

In ihm hat alles Bestand.

Nichts bleibt verborgen vor ihm. Halleluja.

 

Weish 1, 7

 

Gebet

Guter Gott, durch das Geheimnis des heutigen Tages heiligst du deine Kirche in allen Völkern und Nationen. Erfülle die ganze Welt mit den Gaben des Heiligen Geistes. Und was deine Liebe am Anfang der Kirche gewirkt hat, das wirke sie auch heute in den Herzen aller, die an dich glauben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Evangelium

Joh 20, 19–23

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.

Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat,
so sende ich euch. 

Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

 

Gedankensplitter

Viel ist heute von „Brennpunkten“ die Rede: Orte, an denen sich etwas bündelt und konzentriert. Man spricht von „sozialen Brennpunkten“, von „wirtschaftlichen Brennpunkten“, von „Brennpunkten der Armut oder des Reichtums“, von „Brennpunkten der Macht“ oder von „Brennpunkten der Mitmenschlichkeit“. 

Damals, zu Pfingsten, beim ersten Pfingstfest, dem Geburtstag unserer Kirche, da war Jerusalem so ein „Brennpunkt“  beson­derer Art und im wahrsten Sinn des Wortes. Im Pfingstbericht wird von Zungen, wie von Feuer berichtet, die auf die Jünger herabkamen. Da steht, dass der Hei­lige Geist die Jünger Jesu, die fünfzig Tage nach Ostern in Jerusalem versammelt waren, wie mit einem Feuer begeistert hat. Unser vorheriger Papst Benedikt hat das einmal so ausgedrückt: „Ohne Vernunft kann der Glaube zum Fundamentalismus entarten, aber ohne Glaube verselbststän­digt sich die Vernunft in die Zwecklosigkeit“. Der Glaube von uns Christen muss wieder den Mut bekommen, unzeitgemäß zu sein. Denn alles, was zeitgemäß ist, ist immer auch an die Zeit und damit an die Vergäng­lich­keit gebunden. Von da an, heißt es von den Aposteln zu Pfingsten, von da an „brannten“ sie. 

Die große Misere der Kirche unserer Tage ist nicht, dass wir weniger Geld oder weniger bezuschusste Versammlungsflächen hätten; auch nicht, dass wir zu wenig  Priester und zu wenig soziales Engagement hätten. Die gro­ße Misere unserer Kirche ist, dass wir Chri­sten nicht mehr brennen!! Die große Misere ist, dass unser Glaube so langweilig verbürgerlicht ist, dass nichts wirklich mehr interessiert, vielleicht noch so am Rande, vielleicht noch zu gewissen Feiertagen oder zu besonderen Anlässen. Pfingsten hat­te in den Menschen damals im Saal zu Jerusalem aber eine besondere Lei­denschaft entzündet: die Leiden­schaft zum öffentlichen Zeugnis. Also kein Knatschverein, der darüber jammert, wie gut es früher war und wie finster die Zeiten heute sind. 

Der Heilige Geist ist Gottes größte Gabe. In ihm schenkt uns Gott etwas unmittelbar von sich selbst und legt es in unser Herz hinein. Und so hat Gott auch die Leidenschaft zur Verkündigung und zum persönlichen Zeug­nis in den Herzen der Apostel angezündet. Die Apostel damals hat eines von der Kirche von heute unterschieden: Sie sind zusammen geblie­ben, auch in der größten Katastrophe ihres Glaubens nach der Kreuzigung Christi, mit der menschlich alles im Eimer war. Sie sind zusammen geblie­ben. 

 

Ausblick in die Woche

Wir feiern wieder öffentlich die Eucharistie in unseren Kirchen - jeden Sonntag, mancherorts auch tagtäglich. Wir können darüber nachdenken: 

Sind die Kirchen und unsere Gemeinden Orte des Gebetes, auch über unsere Got­tesdienste hinaus? Oftmals sind sie es nicht. Sie werden als bloße Kunst­denkmäler besucht – oder sie sind überhaupt zugesperrt. 

Lassen wir un­sere Kirche wieder ein Ort des Gebetes sein! Nützen wir ihre spirituelle Kraft, die sie durch die Feier der Eucharistie immer wieder neu erhalten. 

Suchen wir nach Jesus Christus, der in den Kirchen und bei den Men­schen auf uns wartet und uns empfängt und uns den Glauben und den Mut gibt, auch den Kindern und Enkeln zu sagen: Ja ich glaube!

Und: ich will diesen Glauben selbstverständlich leben und ihn nicht hin­ter staatlich erlaubten Feiertagen verstecken. - 

Und: ich will davon er­zählen dürfen wie jeder Mensch, der von einer Sache begeistert ist. - 

Und: ich will dich dazu einladen, dich anstecken zu lassen von etwas, das dir wirkliches Leben geben kann - wirkliches Leben und Überleben auch dein Sterbenmüssen. 

Wann fangen wir an, das endlich wieder zu tun? 

Wann fangen wir wieder an, Menschen zu sein und Christen zu werden? 

Es ist nicht der bloße Aktionismus, der es Pfingsten werden lässt, nicht das, was wir „nach außen hin“ alles tun, so großartig es auch sein mag. Wir brauchen Feuer! Wir brauchen Leidenschaft, eine Strahlkraft, die aus dem Herzen kommt! 

Dazu braucht es Menschen mit Rückgrat, 

dazu braucht es Menschen mit dem Mut, gegen den Strom zu schwimmen; 

dazu braucht es Menschen, die offen und neu­gierig auf die Wun­der Gottes mitten in einer von uns Menschen oft verkauften und ver­rate­nen Welt sind. 

Pfingsten, das sind wir. Gott hat nämlich auch im coronageschädigten Jahr 2020 keine anderen als uns.

 

Gebet

Gott, du hast deine Kirche mit himmlischen Gaben beschenkt. Erhalte ihr deine Gnade, damit die Kraft aus der Höhe, der Heilige Geist, in allen Herausforderungen des Alltags weiterwirken kann.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

 

 

Impuls zum 7. Sonntag in der Osterzeit 2020

Pfarrer Bonifatius Müller

 

Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; sei mir gnädig und erhöre mich!

Mein Herz denkt an dein Wort: „Sucht mein Angesicht!“

Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.

Verbirg nicht dein Gesicht vor mir! Halleluja.

 

Ps 27,7-9

 

Gebet

Allmächtiger Gott, wir bekennen, dass unser Erlöser bei dir in deiner Herrlichkeit ist. Erhöre unser Gebet und lass uns erfahren, dass er alle Tage bis zum Ende der Welt bei uns bleibt, wie er uns verheißen hat.

Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

 

Lesung

Apg 1, 12–14

Als Jesus in den Himmel aufgenommen worden war, kehrten die Apostel von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.

Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philíppus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelót, sowie Judas, der Sohn des Jakobus. 

Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen
und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.

 

Gedankensplitter

Was braucht es heute eigentlich, um an Gott zu glauben? Vielleicht, dass wir endlich  ein echtes Bild von Gott haben, kein geschöntes oder fein geglättetes und entschärftes, damit nur ja sich niemand persönlich sehr betroffen fühlen kann. Das wir endlich unsere Zerrbilder von Gott in die Tonne werfen und uns kein Bild von Gott machen, was wir nach den 10 Geboten ja sowieso nicht dürfen, sondern, dass wir deutlicher wahrneh­men und spüren und herauslesen können, wie Gott im Leben von uns Menschen, wie er in meinem Leben vorkommt, wie er wirkt, wie er zu erfahren ist oder eben auch, wie er nicht zu erfahren ist. Wenn ich mehr Fragen als Antworten bekommen. Wo bist du Gott jetzt, in dieser Virus-Krise, Wo können wir dich finden? Wie können wir dich spüre? Wie schaf­fen wir es,  in diesen so angeschlagenen Tagen nicht an dir zu verzwei­feln?  Wir Menschen begreifen in unseren Tagen wohl deutlicher als sonst, dass alle menschliche Individualität ihre Grenzen hat und haben muss. Unsere Beziehungen halten nur dann stand, wenn jeder etwas von dem gibt, was ihm persönlich gehört und was ihn ausmacht. Einheit und Gemeinsamkeit wird nur dann im Staat und auch in der Kirche gestiftet, wenn Menschen etwas haben, was sie zusammenhält, was sie gemeinsam trägt und prägt, woran sie gemeinsam bauen und woran sie zusammen glauben können.

Vielleicht hilft uns da ein Liedtext von Gerald Fleisch etwas auf die Sprünge:

„Unscheinbar und schnell und niemand hat's geahnt, hat sich die neue Zeit leise angebahnt. Von heut' auf morgen alles auf den Kopf gestellt. Ein Schauermärchen real-life nicht mehr nur erzählt. Es war einmal ein reiches und verwöhntes Land.

Das wär für seine Hektik und all die Ich-AG's bekannt. Da kam der Kö­nig Virus und hat von Geisterhand das ganze Land zum Stillsein und Zusammenhalt verdammt. Und plötzlich war da Ruhe und plötzlich war da Zeit und ein Gefühl Gemeinsamkeit machte sich schnell breit. Und plötzlich spürten alle was man so leicht vergisst: Dass alles was wir haben nicht selbstverständlich ist Man rückte schnell zusammen, ob­wohl's nur symbolisch ging. Weil über allem ständig dieser König Virus hing. Und alle konnten fühlen egal wer und was Du bist. Dass man auf­einander einfach angewiesen ist.

Und plötzlich war da Ruhe und plötzlich war da Zeit und ein Gefühl Gemeinsamkeit machte sich schnell breit. Und plötzlich spürten alle was man so leicht vergisst: Dass alles was wir haben nicht selbstver­ständlich ist. Und plötzlich spürten alle, auf einmal war es klar, dass alles was wir hatten nicht selbstverständlich war. Es war kein wilder Traum aus dem man mal erwacht. Es waren keine fake-news, es war nicht ausgedacht. Und es war kein Märchen, niemand hat gelacht. Das Unmärchen vom König Virus hatte Macht.“

 

Ein Blick in die Realität dieser Erde zeigt: 

  • Sie hat ein Mehr an Menschlichkeit und Liebe nötig, bitter nötig. Sie hat die christliche Botschaft von einem Leben nötig, das kein materiel­les Verfallsdatum mehr kennt. Sie hat nötig, sich wieder gemeinsam auf die Suche zu machen, nach diesem so ganz anderen Gott, dem das Schubladendenken dieser Welt zu eng geworden ist. 
  • Diese Welt hat Christen nötig, die nicht auseinanderlaufen, sondern einmütig, wie die Jünger, zusammenbleiben; die immer und immer wieder an seine Tür klopfen und fragen: Wo bist du Gott? Die zusam­men hoffen und glauben und beten.
  • Und: Dabei macht es nichts, dass wir gegen den Strom schwimmen, dass wir angreifbar werden und auch oft den Kürzeren ziehen, wenn wir Gottes Wirken an und mit uns nur zulassen, weil es uns hilft, Christen zu sein und Menschen zu werden. Und das heißt dann: wir werden wirklich leben – überleben.

Gebet

Erhöre uns, Gott, unser Heil, und schenke uns die feste Zuversicht, dass die ganze Kirche jene Vollendung erlangen wird, die Christus, ihr Haupt, in deiner Herrlichkeit schon besitzt,

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

Ausblick in die Woche

Die Erinnerung an den Weg Jesu, am dem wir uns als ChristInnen orientie­ren, kann uns auch heute trösten, wenn wir wegen unseres Glaubens belä­chelt, beschimpft oder an den Rand gedrängt werden. Wir dürfen uns dann in guter Gesellschaft und von dem begleitet wissen, dem wir nach­folgen.

 

Immer wieder Ringen zwischen Gott und Mensch:
GOTT, der beruft - Menschen, die den Ruf hören.
GOTT, der beauftragt - Menschen, die der Auftrag ängstigt.
GOTT, der fordert - Menschen, die sich überfordert fühlen.

 

Immer wieder Gottes Zusage:
ICH bin bei dir - ICH stärke dich - ICH schütze dich -  ICH verlasse dich nicht.

 

Immer wieder Menschen, die sich in seinen Dienst nehmen lassen,
die über sich hinauswachsen, die seinen Auftrag erfüllen:

Abraham, der in die Fremde zieht,
Mose, der sein Volk führt,
David, der den Goliath besiegt.
Maria, die ihr Amen sagt,
Jünger, die alles verlassen,
Menschen, die für ihn Zeugnis geben.

Wir alle - von GOTT berufen.

 

Immer wieder. Bis heute.

 

© Gisela Baltes

 

 

 

 

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Video zu Christi Himmelfahrt

Pastoralreferent Mattia Zurlo







Impuls zum 6. Sonntag in der Osterzeit 2020

Pater Jerry Matthew OCD

Verkündet es jauchzend, damit man es hört!

Ruft es hinaus bis ans Ende der Erde!

Ruft: Der Herr hat sein Volk befreit. Halleluja!

 

Jes 48, 20

 

Gebet

Allmächtiger Gott,   österliche Zeit ist Grund zur Freude. Lass uns das in unseren Begegnungen miteinander feiern und die Auferstehung unseres Herrn preisen, damit das Ostergeheimnis, das wir in diesen fünfzig Tagen feiern, unser ganzes Leben prägt und verwandelt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Evangelium

Joh 14, 15–21

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes 

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklas­sen, ich komme zu euch.

Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet. An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.

Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

 

Gedankensplitter

Homeoffice, Hausarbeit und Kinderbetreuung – so sieht für viele Familien seit einigen Wochen der Alltag aus. 80 Prozent der Mütter sehen sich über­proportional in der Pflicht. Es steht in einem Artikel, dass die Männer wo­möglich den Umfang ihrer Tätigkeit in Haushalt und Familie unterschät­zen. Eher ist davon auszugehen, dass Männer und Frauen ein unterschiedli­ches Verständnis davon haben, was ihr Engagement in Haushalt und Familie be­trifft. 

In der Gesellschaft erleben wir einen Verteilungskampf der Industrie um Staatshilfen und Sonderrechte. Die deutsche Autoindustrie möchte Kauf­prämien. Der Dachverband der europäischen Autobauer fordert die EU-Kom­mission auf, strengere CO2-Grenzwerte zu verschieben. Vertreter der Landwirtschaft formulieren ähnliche Wünsche. Für den Bund der deutschen Industrie gehört das EU-Klimaziel für 2030 auf den Prüfstand. Es gab in den vergangenen zwei Jahren Proteste für eine Verkehrs- und Landwirtschafts­wende, für das Recht auf Wohnen, Klimagerechtigkeit, Solidarität mit Ge­flüchteten usw. Nun sind sie vielleicht nicht mehr relevant. Wenn je­mand die Infektion überstanden hat, darf er dann wieder arbeiten? Dies ist auch eine aktuelle Frage. 

Wir brauchen Hilfe, wir brauchen Unterstützung, wir brauchen ein neues Verständnis. Jesus verspricht uns im heutigen Evangelium all dies. Er hat uns gesagt, dass er den Vater bitten wird und der Vater uns einen anderen Beistand gibt, damit wir niemals als Weisen zurückgelassen werden. Der Geist, den wir erhalten, wird uns erneuern. Er hilft uns und verteidigt uns, wenn es für uns schwierig wird. Der Geist schützt uns, er stellt sich als machtvoller Helfer hinter unser Leben. Der Geist, unser Beistand, will uns öffnen für Gott und will uns die Freude entdecken lassen, wenn wir selbst­los lieben, für andere in der Familie und in der Gesellschaft da sind. 

Der Geist gibt uns die Kraft, zu unterscheiden, uns nicht zuschütten zu las­sen von den schrecklichen Nachrichten und traurigen Lagen der Welt. Der Geist macht sensibel für die Stille. Er schärft in uns das Gespür dafür, dass Gott uns nicht aufgibt, trotz unserer Schwäche und Ohnmacht.  Es kommt also darauf an, Christus im Herzen zu tragen und dem heiligen Geist in uns eine Wohnstatt zu bereiten, seiner Liebe und seinem Frieden in uns einen Platz zugeben. Wo der Geist in unseren Herzen wohnen darf, breitet sich eine tiefe Ruhe und Gelassenheit aus, ein Friede, der über alle Stürme die­ser schweren Zeit hinweg geht und nicht erschüttert werden kann. 

 

Gebet

Allmächtiger Gott, du hast uns durch die Auferstehung Deines Sohnes
einen neuen Blick auf das ewige Leben geschenkt.
Lass das österliche Geheimnis in uns wirksam werden. 
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott, 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen. 

 

Ausblick in die Woche

Irgendwann

kommt der Zeitpunkt

das zu tun, was  e i g e n t l i c h  richtig  wäre - 

dann brauche ich einen klaren Blick…

 

Irgendwann

ist es soweit,

dass ich ausspreche, was ich „sehe“ -  

ohne zu verurteilen…

 

Irgendwann

bin ich bereit,

die Spreu vom Weizen zu trennen -

mit anderen Augen hinzusehen…

 

Irgendwann

wird der Zeitpunkt da sein,

der mich mutig handeln lässt -

weil der Geist Gottes mich leitet…

 

Irgendwann

spüre ich Gottes Zuwendung,

weil er meine Schwäche und Ohnmacht 

in Stärke und Klarheit verwandeln will.

 

Ja, irgendwann…

recht-zeitig?!

 

wea

 

 

 

 

 

Impuls zum 5. Sonntag in der Osterzeit 2020

Pastoralreferent Mattia Zurlo

 

Singt dem Herrn ein neues Lied,
denn er hat wunderbare Taten vollbracht
und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.
Halleluja.

Ps 98 (97), 1–2

 

Gebet

Gott, unser Vater, du hast uns durch deinen Sohn erlöst und uns als deine geliebten Kinder angenommen. Sieh voll Güte auf alle, die an Christus glauben, und schenke ihnen die wahre Freiheit und das ewige Leben. 

Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.

 

Lesung

1 Petr 2, 4 – 9

Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist! Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen! Denn es heißt in der Schrift: Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten Stein, einen Eckstein, den ich in Ehren halte; wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde. Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre. Für jene aber, die nicht glauben, ist dieser Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum Eckstein geworden, zum Stein, an den man anstößt, und zum Felsen, an dem man zu Fall kommt. Sie stoßen sich an ihm, weil sie dem Wort nicht gehorchen; doch dazu sind sie bestimmt. Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine kö­nigliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Ei­gentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.

 

Gedankensplitter

Steine scheinen auf den ersten Blick leblos, aber wenn man sie genauer betrachtet, erzählen sie viel über ihre Herkunft und den Weg, den sie schon gegangen sind.

Zum Bau eines Kirchengebäudes braucht man viele Steine und die haben auch schon einen langen Weg hinter sich. Wenn Sie einmal außen um eine unserer Kirchen herumgehen und die Steine aufmerksam betrachten, dann können Sie sehen, welche Steine in alter Zeit eingebaut wurden. Mir gefal­len besonders die alten Steine, die sehr unterschiedlich von Größe, Farbe und Gestalt sind. 

Sie erzählen davon, dass sich seit Hunderten von Jahren Menschen treffen, um Gottesdienste zu feiern, um zu singen und zu beten, um gesegnet zu werden oder vielleicht, um nur eine Kerze anzuzünden. 

Wie viele mögen das insgesamt bis heute gewesen sein? 

Unzählige. Und sie alle gehören zu der Kirche Jesu Christi. Sie sind leben­dige Steine im übertragenen Sinn. Wir alle - Große und Kleine, Junge und Alte - bilden die Kirche Jesu Christi, die es überall auf der Welt seit 2000 Jahren gibt.

Bei der Taufe sagt Gott zu uns: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“ Das bedeu­tet: du sollst mit zu meinem Bauwerk Kirche gehören, ein Teil davon sein. Der Fundamentstein dieser Kirche ist Jesus Christus selber, der Eckstein, nach dem der ganze Bau ausgerichtet ist.

An diesem Wochenende dürfen wir uns mit einer begrenzten Teilnahmezahl in der Kirche nach einer langen Zeit treffen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Kirche ist es aber nicht das Gebäude an sich, sondern sie ist die Gemeinschaft der Gläubigen. Besonders in dieser Zeit, die von der Corona-Pandemie geprägt ist, sind wir alle in unserem Alltag berufen, lebendige Steine der Kirche Christi zu sein. 

Und wie? Z.B. 

indem wir vielleicht ein Wort des Trostes und der Hoffnung durch einen Anruf oder Email geben. 

indem wir älteren oder kranken Menschen, die besonders zu der Risikogruppe gehören, bei Erledigungen von Einkäufen oder schweren Arbeiten helfen. 

Jeder von uns ist also mit den eigenen Gaben und Talenten ein unverzichtbarerer Stein unserer Gemeinde. 

 

Gebet

Du unser Vater, du hast uns wieder erfahren lassen, wie groß deine Liebe zu uns ist
und wie du uns führen willst.
Wir danken dir für diese Erfah­rung
und bitten dich um deine Kraft, das Erfahrene auch zu leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott, 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen. 

 

Ausblick in die Woche

Steine - sie sind uns Zeichen auf unserem Weg

sie machen unseren Weg begehbar -

sie können uns auch am Weitergehen hindern 

und uns zu Umwegen oder zur Umkehr zwingen -

sie liegen uns im Weg und lassen uns stolpern -

wir können sie umgehen oder überspringen.

Als lebendige Steine 

können wir uns einmauern und unerreichbar machen -

wir können auch Brücken bauen und neue Wege anlegen, 

die uns zueinander oder aneinander vorbei führen - 

Als lebendige Steine 

können wir Türen bauen mit Eingängen und Durchgängen -

wir können Stein des An-Stoßes sein und als Christinnen und Christen etwas anstoßen:

für uns selbst und für unseren Lebensweg -

in unserem Gespür füreinander, um uns ohne Wenn und Aber zu begegnen - 

in anderen, um uns schwesterlich-brüderlich zu begleiten -

miteinander, um die Zukunft in unseren Gemeinden mit unseren Gaben und Talenten füreinander einladend zu machen.

Als lebendige Steine hinterlassen wir Spuren…

awe

 

 

 

 

 

Impuls zum 4. Sonntag in der Osterzeit 2020

Pfarrer Bonifatius Müller

 

Dein Angesicht, Herr, will ich suchen… 

 

Ps 27,8

 

Gebet

Herr, unser Gott, dein Sohn ist der Kirche siegreich vorausgegangen als der Gute Hirt. Geleite auch die Herde, für die er sein Leben dahingab,

aus aller Not zur ewigen Freude.

Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.

 

Evangelium

Joh 10, 1-10

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes 

In jener Zeit sprach Jesus: Amen, amen, ich sage euch: Wer in den Schaf­stall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen.

Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte. 

Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür; wer durch mich hinein­geht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.

 

Gedankensplitter und Ausblick in die Woche

Vielleicht ist es ihnen auch schon einmal so ergangen. Sie standen vor einer Tür, aber niemand machte auf. Alles war verschlossen und wir kamen nicht hinein, fanden keinen Zugang und keinen Eingang. 

Wir stehen im Leben so oft vor den verschiedensten Türen. Sie können weit offen stehen oder wurden nur einen Spalt breit aufgemacht. Manche waren vielleicht nur angelehnt; andere wieder verriegelt und verrammelt. Es kann sein, dass uns auch jemand einfach die Tür vor der Nase zugemacht hat. So manch einer, der für unsere Pfarrei die Caritas-Haussammlung gemacht hat, kann von solchen Begebenheiten berichten. 

In all solchen Fällen läuft nichts mehr. Die Kommunikation ist zu Ende. Kom­munion, also Gemeinschaft, ist nicht mehr möglich. Ich bin die Tür, sagt Jesus uns im heutigen Evangelium; quasi als „Türsteher Gottes“ kommt er uns heute entgegen. Aber ein Türsteher ganz eigener Art: einla­dend und offen, weitherzig und freundlich. Er schließt keinen aus, und er schließt auch keinen ein. Aber er macht die Zusage: Wenn du kommen willst, wenn du Gott suchst und das Leben für dich finden willst, dann komm. Gott will gebeten werden, gerade in diesen corona-schwangeren Tagen, in der so manche Türen verschlossen bleiben müssen. 

So wie die Jünger damals im Gebet versammelt waren, so können wir in diesen Tagen Gott um seinen Beistand bitten, um Hilfe und Orientierung. Um den Menschen vom „Türsteher Gottes“, von Christus erzählen, kann unsere Vertrautheit mit ihm wachsen. Dazu können uns unsere Gebete und sehr kleine und personenmäßig reduzierte Gottesdienste, unsere Hausgot­tes­dienste, die wir neu kennen lernen können, unsere Gedanken und Bitten helfen. Gerade in dieser Zeit steht Christus an der Tür und will uns einla­den, neu hinzuschauen auf unser Leben, neu hinzusehen auf unseren Glau­ben und wie wir ihn bisher gelebt haben. Vielleicht ist dies auch eine Zeit, in der wir drüber nachdenken können, ob alles so bleiben soll wie es ist, oder ob wir die Herausforderung dieser Corona-Tage als Chance annehmen, uns auch in unseren Gemeinden in Lohmar neu aufzustellen und wie Chri­stus, quasi als „Türöffner Gottes“, einladend und offen, weitherzig und freundlich und mit Fantasie und persönlichem Engagement unseren Glauben zu leben versuchen. 

Auch die Menschen unserer gemeinsamen Pfarrei St. Johannes in Lohmar sind Weggefährten auf dieser neuen Suche. Jeder erlebt dabei vielleicht etwas Anderes: heilig, erhebend, ehrwürdig, vielleicht aber auch fremd und ungewohnt. Der Durchgang durch die Tür zur Begegnung mit Gott, zu der Christus uns einlädt, will auch Orte der gemeinschaftlichen, aber auch der ganz persönlichen Einkehr vor Gott schenken - ob zuhause, in den eige­nen vier Wänden - in den sozialen Netzwerken mit ihren vielfältigen kirch­lichen Angeboten oder im kleineren Kreis der Eucharistiefeiern, die uns in diesen Tagen möglich sind. Die Welt mit ihren Erfordernissen und Sach­zwängen, mit ihren Freuden und Problemen hat darin überall Platz. 

Verbinden wir uns in diesen Wochen, vielleicht auch Monaten, die diese Krise andauert, mit all den Gottsuchern, die das Wort aus Psalm 27 als ei­nen Impuls annehmen wollen „Dein Angesicht, Herr, will ich suchen“. Und das geht überall. Wir können so, auch als Pfarrei, zusammen Ausschau hal­ten nach dem, der in der Tür steht - der immer schon nach uns Ausschau gehalten hat. Das  kann dann auch andere Menschen, vielleicht auch die jüngeren Generation spüren lassen, dass hier eine Christengemeinde, trotz aller notwendigen Einschränkungen und Hinderungen, noch lebendig ist; dass sie nicht in der Gewöhnung oder Mutlosigkeit untergegangen ist und dass Gott auch hier in St. Johannes noch eine offene Tür finden kann. 

Lasst uns gemeinsam, auch auf neuen Wegen lebendig werden. 

Lasst uns im Miteinander auf dieser Zeitreise der besonderen Art gehen.

Lasst und die offene Tür finden, die es uns ermöglicht, dem lebendigen Gott zu begegnen. 

Lasst uns mit dem „guten Hirten“ offene Türen schaffen - dort, wo es uns möglich ist.

Nur Mut.

 

Gebet

Gott, du Hirt deines Volkes, sieh voll Huld auf deine Herde, die durch das kostbare Blut deines Sohnes erkauft ist; bleibe bei ihr und führe sie auf die Weide des ewigen Lebens.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

 

 

Impuls zum 3. Sonntag in der Osterzeit 2020

Pfarrer Markus Feggeler

 

Jauchzt vor Gott, alle Menschen der Erde!

Spielt zum Ruhm seines Namens!

Verherrlicht ihn mit Lobpreis! Halleluja

 

Ps 66 (65), 1-2

 

Gebet

Gott, Du hast uns und Deiner Kirche durch Leben, Tod und Auferstehung deines Sohnes neue Lebenskraft geschenkt. Gib uns Mut und Kraft, durch diese österliche Freude unseren Alltag hell zu machen und in unserem Handeln für andere durchscheinen zu lassen.

Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.

 

Evangelium

Lk 24, 13-35

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas 

Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern Jesu auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte.

Und es geschah: Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen. Doch ihre Augen waren gehalten, so­dass sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? 

Da blieben sie traurig stehen und der eine von ihnen – er hieß Kléopas – ant­wortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohenpriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und da­zu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Doch auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung ver­setzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen
und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fan­den alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.

Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen? Und er legte ihnen dar, aus­gehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. 

So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt!

Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und es geschah: Als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken. Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?

Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zu­rück und sie fanden die Elf und die mit ihnen versammelt waren. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen. Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.

 

Gedankensplitter und Ausblick in die Woche

Vielen ist sie gut vertraut, die biblische Erzählung von den beiden Emmaus­jüngern. Kleopas und sein Freund sind sicher bodenlos enttäuscht und zu­tiefst verunsichert, als sie am Osterabend in ihr Heimatdorf zurückkehren. Jesus ist gescheitert, die Hoffnung verschwunden: Das muss man erst ein­mal verarbeiten!

Sprung in das Jahr 2020: Corona-Krise! Viele sind verunsichert, wissen nicht, wie alles weitergehen soll. Sorge um kranke Angehörige. Sorge um die Existenz. Sorge um den Alltag. Das muss man erst einmal ver­arbeiten!

Die beiden Jünger tauschen ihre Gedanken aus. Sie sprechen sich Mut zu. Allein die Tatsache, dass sie jemanden zum Reden haben, ist schon viel wert! Und dann lassen sie sich auf einen gänzlich Fremden ein, der mit ihnen geht.

Nicht alle haben in diesen Tagen jemanden zum Reden, aber immerhin die meisten. Können wir uns auf etwas Neues und Fremdes einlassen? Im Alltag müssen wir das! Auch unser kirchlicher Alltag ist neu und fremd, aber sicher auch eine Chance! Haben wir verlernt oder nie ge­übt, mit Ehepartnern, Kindern, Verwandten oder Bekannten wirklich über das zu sprechen, was uns im Glauben trägt?

Bleib doch bei uns!, ist die Einladung von Emmaus. Die Jünger machen eine positive Erfahrung, als sie miteinander über die Hl. Schrift sprechen. Diese Erfahrung wollen sie intuitiv festhalten, als sie den Unbekannten zu sich einladen.

Auch wenn wir gerne an dem festhalten, was wir gelernt haben: Wir lernen gerade auch, wie wir unseren Glauben etwas anders leben können als bisher: Christus ist lebendig und ganz real erfahrbar im Wort der Heiligen Schrift. So lädt das persönliche Lesen und Meditie­ren der Schriftexte in diesen Wochen vielleicht intensiver als vorher zu der Frage ein: Wie begegnet mir Christus im Wort der Schrift; was bedeutet das für mich persönlich und meinen Alltag? Wir müssen Christus eigentlich nur zu uns einladen...

Die Jünger erkennen ihren Herrn, als er das Brot bricht. Doch dann entzieht er sich und entschwindet ihren Blicken. Sie können den Herrn nicht festhal­ten. Aber er bleibt anders und nachhaltiger bei ihnen. Eine Erfahrung, die sie handeln lässt! Sie brechen auf…

Viele fragen inzwischen ungeduldig: Wann können wir wieder das Brot miteinander brechen, also Hl. Messe feiern? Diese Frage ist berechtig­ter Ausdruck der Sehnsucht vieler. Aber unsere Kirche hat auch noch andere Dimensionen: solidarisch handeln, füreinander da sein und be­ten, kleine Zeichen der Verbundenheit setzten, initiativ werden. Auch das kann GOTTES-DIENST sein! Wohin brechen wir auf…?

 

Gebet

Gott, du hast dich uns durch die Ostergeheimnisse zugewendet und uns da­durch einen neuen Blick auf unser Leben geschenkt. Bleib du bei uns in al­len Herausforderungen unseres Alltags - bis auch wir zum unvergängli­chen Leben auferstehen.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

 

 

Impuls zum 2. Sonntag in der Osterzeit 2020

Pfarrer Bonifatius Müller

 

Freut euch und dankt Gott, der euch zu sich gerufen hat.
Ihr seid Kinder Gottes und Erben seiner Herrlichkeit. Halleluja. 

 

Esr 2, 36–37

 

Gebet

Gott, dein Sohn hat den Tod besiegt. Das gibt unserem Leben Sinn und Kraft, mutig und hoffnungsvoll unseren Glauben zu leben. Wir hoffen darauf, dass Du unseren Alltag begleitest.

Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.

 

Evangelium

Joh 20, 19–31

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes 

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Thomas, der Dídymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.

Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Tho­mas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. 

Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan,
die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und da­mit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.

 

Gedankensplitter

Im Keller von meinem ehemaligen Pfarrhof auf Frauenchiemsee, da gab es einen Tresor, der einzige, den die Pfarrei besaß; aber er nutzte uns nichts. Wir hatten keinen Zugang. Die Schlüssel fehlten nämlich. Ich hab´s oft mit alten Schlüsseln probiert, aber da war nichts zu machen. Die Tür blieb verriegelt.

Ich denke mir, die Erfahrung, vor verschlossenen Türen zu stehen, die haben wir alle schon einmal gemacht. Entweder hatten wir selber den Schlüssel ver­gessen oder uns wird einfach nicht aufgemacht. Eine verschlossene Tür ist abweisend, hat etwas Depressives, etwas Ausschließendes an sich. Manchmal erleben wir das auch im übertragenen Sinn bei uns Menschen, auch in der Kirche so. Da ist die Tür zu der Person, zum Kontakt, zur Begegnung mit jemandem verschlossen. Man bemüht sich mit dem Zugehen auf jemand, mit Zuwendung zu jemand, aber die Tür dieses Menschen bleibt zu. Das fru­striert auf Dauer - besonders, wenn man in einer Gemeinschaft auf normale Begegnungen angewiesen ist. 

Jesus ist gekommen, so hören wir immer, nicht um das Gesetz aufzuheben, sondern es zu erfüllen. Aber sein Gesetz war das Gesetz der Liebe, auch der liebevollen Auslegung der Gesetze des Zusammenlebens und der Gemeinschaft - eben das Gesetz der Barmherzigkeit. Auf die Begegnung mit diesem barmherzigen Gott bereiten wir Jahr für Jahr unsere Kommunionkinder vor, dass sie Gottes Nähe am Weißen Sonntag wirklich zu spüren bekommen. Deshalb heißt dieser Sonntag seit dem Jahr 2000 in unserer Kirche auch Barmherzigkeitssonntag. Jesus kam im Evangelium eben bei verschlossenen Türen, um den Jüngern und damit auch uns, eine ganz neue, eine multidimensionale Tür zum Leben aufzumachen. 

Genau so ist er auf den „sogenannten“ ungläubigen Thomas zugegangen. Er hat ihn nicht gemaßregelt, nicht belehrt und nicht weggeschickt. In liebevoller Zuwendung hat er ihn eingeladen, seine Hand in seine Seite und auf seine verwundeten Hände zu legen. Er hat ihn eingeladen, zu glauben, Hand an ihn zu legen, handgreiflich zu werden. Jesus ist berührbar geworden und hat eine ganz intime Nähe zugelassen, damit ein Mensch in all seinen Zweifeln zum Glauben kommen kann. Und das geht nur durch Nähe – innere, wie äußere. „Barmherzigkeit verwandelt euer Leben“ hat Papst Franziskus einmal gesagt. Das ist Christentum pur. Da hat uns also jemand eine Tür aufgemacht, da hat uns jemand  „die“ Tür aufgemacht. Die Barmherzigkeit Gottes, die auch durch jeden von uns sichtbar und erfahrbar werden will, die ist der Schlüssel, ist der Passepartout zu den Menschen und zu all den Dimensionen, zu den neuen Welten Gottes, die in ganz ungeahntem Leben auf uns zukommen. Wenn Gott uns die Tür dorthin schon selber aufgemacht hat und sie immer wieder für uns aufhält, auch dann, wenn es uns hier in dieser Welt manchmal zum „Tür-zuknallen“ zumute ist, dann ist es doch schon eine Überlegung wert, ob wir nicht auch füreinander hier, in unseren alltäglichen Lebensräumen, in denen Gott uns zusammengeführt hat, endlich mit der Barmherzigkeit, die jedem von uns möglich ist, unsere Türen füreinander öffnen. Das ist es doch wirklich wert.

 

Gebet

Gott, du lädst uns immer wieder ein, gemeinsam die Tür zu Dir zu öffnen. 

Dadurch bekommen wir auch Mut, miteinander neue Schritte dort zu wa­gen, wo unsere Gemeinschaft belastet ist. Bleib Du an unserer Seite.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

Ausblick in die Woche

Hinter der Tür

Gott, Du hast uns die Tür zu Dir geöffnet.

Wir können hindurch gehen.

Dazu lädst Du uns ein - ununterbrochen:

weil Du unseren Blick ver-rücken möchtest,

damit wir mit Deinen Augen hinschauen

auf die Menschen und auf die Dinge dieser Welt…

weil Du uns erfahren lassen möchtest,

wie klar und einfach Dein Blick auf alles ist,

was wir anderen und uns so schwer machen…

weil Du uns keinen Druck machen möchtest,

dürfen wir entscheiden, 

ob und wann wir den so frei machenden Schritt wagen…

Gott, Du wirst uns auf der Türschwelle entgegen kommen,

wenn wir uns neugierig auf Dich einlassen,

Du wirst uns überraschen mit dem Leben „hinter der Tür“…

Gott, immer wirst Du uns dazu einladen.

awe   

 

 

 

Video zu Ostern

Osternacht

in St. Johannes, Lohmar
Pfarrer Markus Feggeler, Pater Jerry Matthew OCD

 






Impuls zu Ostern 2020

Pfarrer Markus Feggeler

 

 

Gebet

Du großer Gott, am heutigen Tag hast du durch deinen Sohn den Tod besiegt und uns den Zugang zum ewigen Leben erschlossen.
Darum begehen wir in Freude das Fest seiner Auferstehung.
Schaffe uns neu durch deinen Geist, damit auch wir auferstehen
und im Licht des Lebens unsren Alltag neu machen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Evangelium

Joh 20, 1 – 9

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.

Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. 

Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein.  Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.

Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte.

Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück. 

 

Gedankensplitter

„Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück“ – so lautet ausgerechnet der letzte Satz unseres österlichen Evangeliums. Die Jünger machen am leeren Grab die Erfahrung ihres Lebens: sie finden das Grab leer - und Sie kehren einfach nach Hause zurück. Da geschieht, was nach unserem Glauben die Welt aus den Angeln hebt und für immer verändert, aber die Jünger gehen erst einmal heim!

Ist das Rückzug in die „eigenen vier Wände“? Flucht vor dem Ungewohnten? Oder einfach die Zeit zum Nachdenken, die es braucht? Die Gelegenheit zum Austausch mit den anderen, die es zur Verarbeitung des Erlebten braucht? Sie hatten noch nicht aus der Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse, heißt es zur Begründung. Und viel­leicht ist das eine wichtige Einsicht: Ostern ist kein theoretisches Wissen. Da braucht es eine konkrete Erfahrung!

Erst am Osterabend wird den verängstigten Jüngern hinter verschlossenen Türen in den eigenen vier Wänden eine solche Erfahrung geschenkt. Jesus kommt in ihre Mitte, macht sich berührbar und inspiriert sie mit Heiligem Geist. Von diesem Erlebnis gestärkt geschieht österliche Verwandlung: vom Tod zum Leben, aus Verzagtheit mit Mut in die Zukunft, aus dem Rückzug in das Eigene hinaus in die Welt mit der Botschaft von der Auf­erstehung.

In diesen Tagen scheint uns der Rückzug in die eigenen vier Wände einfach vorgegeben. Zu Hause bleiben! Ostern erleben wir dieses Jahr vor allem daheim, nicht in der liturgischen Gemeinschaft unserer Gottesdienste, nicht in der Öffentlichkeit und auch kaum im erweiterten Kreis der Fami­lie. Für viele ist diese Erfahrung nicht nur völlig neu, sondern auch wirk­lich schmerzlich! 

Ostern ist ja mehr als nur ein theoretisches Wissen! Vielleicht ist gerade deshalb in der gegenwärtigen Krise eine österliche Erfahrung möglich, ähnlich wie sie die Jünger machen durften, als sie vom leeren Grab einfach nach Hause gehen: Zeit haben zum Nachdenken, zum Gebet, zum Austausch. Mut finden in der momentanen Besorgnis um Verwandte und Freunde. Der Gewissheit Raum geben, dass das Leben siegt über alle Widrigkeiten. Hoffnung schöpfen für eine positive Zukunft. Solidarisch handeln. Rücksicht nehmen.

„Seid gewiss: ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“, sagt der Auferstandene seinen Jüngern. Und wir können ergänzen: egal an welchem Ort und unter welchen Umständen! Halleluja! 

 

Glaubensbekenntnis

Wahrer Gott, wir glauben dir, / du bist mit Gottheit und Menschheit hier; du, der den Satan und Tod überwand, / der im Triumph aus dem Grabe erstand. / Preis dir, du Sieger auf Golgatha, / Sieger, wie keiner, halleluja.

Jesu, dir jauchzt alles zu: / Herr über Leben und Tod bist du. /In deinem Blute gereinigt von Schuld, / freun wir uns wieder der göttlichen Huld.

Gib, dass wir stets deine Wege geh'n, / glorreich wie du aus dem Grabe ersteh'n!

 

Segen

Der Herr segne uns und behüte uns.

Der Herr lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. 

Der Herr wende uns sein Angesicht zu und schenke uns Heil. 

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Ausblick und Anstoß

Geschehen

Ostern: Was ist geschehen?
Wir hätten es gerne fotografiert, 

gefilmt, 

dokumentiert.

Auch der Glaube erzählt von Realität.

Menschen bezeugen Ostern:

Sie sehen sich von Gott eingeladen 

in ein Geschehen - 

von der Angst zum Vertrauen,

von der Resignation zur Begeisterung,

von der Trauer zur Hoffnung,

vom Tod zum Leben...

...mitten im Tag, 

mitten in der Nacht.               fsch

 

 

 

 

Impuls zum Karsamstag 2020

Pfarrer Bonifatius Müller

 

 

Vor allem anderen ist der Karsamstag der Tag der totalen Gottesfinsternis, des „Todes“ Gottes. Grabesruhe, Schweigens, eine Art von Leere und des Nichts. Da haben Menschen ihre Hoffnungen auf diesen Jesus begraben. Nichts ist ih­nen übriggeblieben, nur ein Schleier von Erinnerungen. Ihre Träume und Hoff­nungen – wie weggeblasen. Kein Halt, keine Haltung mehr. Der Karsamstag will diesem stummen Schreien Platz geben. All das darf sein – muss sein, weil das menschlich ist. Wir Menschen müssen immer wohin mit unserer Trauer. Auch wenn es an diesem Tag in unserer Kirche keine großen Liturgien, keine passend gestalteten Gottesdienste gibt, versuchen wir dem nachzugehen, was das heißt, wenn von Jesus berichtet wird: hinabgestiegen in das Reich des Todes.

Manchmal müssen wir lange in eine solche Stille hineinhorchen, um zu hören, was Gott uns sagen will. Das Schweigen des Karsamstags ist so etwas wie die Erwartung der ganzen Erde.  Alles wartet, dass Gott  handelt. Wir alle warten in unserem Leben oft  scheinbar vergeblich. Genau das ist Karsamstag.

 

***

Gebet

Gott, wenn wir uns an Dir festhalten, dann haben wir die Hände frei für unseren Nächsten. Eine ermutigende WhatsApp, das Telefonat mit einem Einsamen, die Tüte am Bauzaun, die Kerze im Fenster, das Gebet für alle an Corona Erkrankten… Lass uns Deine Nähe spüren, damit auch wir einander trotz Mindestabstand nahe sein können. Amen

 

Aus der Passion unseres Herrn Jesus Christus nach Johannes

Joh 19,38-42

Als das geschehen war, bat Josef aus Arimathäa Pilatus um die Erlaubnis, den Leichnam vom Kreuz abnehmen zu dürfen. Josef war ein Jünger von Jesus, aber nur heimlich, weil er vor den führenden Männern Angst hatte. Pilatus überließ ihm den Toten, und Josef ging und nahm ihn vom Kreuz ab.
Auch Nikodemus, der Jesus anfangs einmal bei Nacht aufgesucht hatte, kam dazu; er brachte ungefähr hundert Pfund Myrrhenharz mit Aloë. 

Die beiden nahmen den Leichnam von Jesus und wickelten ihn mit den Duftstoffen in Leinenbinden, wie es der jüdischen Begräbnissitte entspricht.

Nahe bei der Stelle, wo Jesus gekreuzigt worden war, befand sich ein Garten. Darin war eine neue Grabkammer, in der noch niemand gelegen hatte.
Dort hinein legten sie Jesus, weil es für die Juden der Vorbereitungstag auf den Sabbat* war und das Grab in der Nähe lag.

 

Gedankensplitter

Was passiert eigentlich, wenn alles ruhig ist?

Der Tag zwischen Karfreitag und Ostersonntag ist ein skuriler Tag. Ein Tag – irgendwie dazwischen, so als ob die Zeit anhält. Auch die Prediger verstum­men an solch einem Tag, weil endlich einmal nichts mehr gesagt werden muss – kann – sollte.

Was bleibt auch zu sagen übrig? Karfreitag ist alles schon passiert. Das Drama, das Aufwühlende, die Kreuzigung, also das Undenkbare ist vorbei.  Es gibt nichts mehr zu sagen - außer, es interessiert sich jemand für das, was Unsagbar ist, für das, was menschlichen Augen und Verstand Verborgenen bleibt, was in der Erde ruht. Für das, was mit dem Weizenkorn passiert, wenn es in die Erde fällt und stirbt, so wie der Evangelist Johannes es in seinem Bericht umschreibt (Joh 12,24). Wer schon einmal erleben musste, wie ein geliebter Mensch stirbt, vielleicht sogar plötzlich, schuldlos und un­wiederbringlich, der kennt dieses dumpfe Karsamstagsgefühl, diese Leere, diese Fassungslosigkeit, dieses bleierne Schweigen, das sich auf einem legt - wie ein kalter Schleier.

Am Karsamstag also, als die Jünger niedergeschlagen in ihre Häuser schleichen, Türen und Fenster aus Angst verriegeln und manche sogar abhauen und gehen, weil nichts mehr geht, genau da rumort es im „Untergrund“ in der „Unterwelt“. In dieser Zeit steigt Jesus hinab in das Reich der Toten, steigt in den Abgrund und bringt das Licht der Auferstehung genau da hin, wo das ewig Dunkle wohnt. Gott ist „nachtragend“. Allem, was tot ist, trägt er die frohe Nachricht nach: Der Tod ist besiegt und zwar ein für alle mal. Und genau das sprechen wir jedes Mal, wenn wir im Gottesdienst unser Glaubensbekenntnis  beten: „Gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgefahren in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten.“ In der frühen Zeit der Kirche hat man sich das noch stärker vorgestellt: Jesus steigt in das Totenreich und nimmt  all die wichtigen Glaubensträger des Alten Testaments an die Hand: Adam, Eva, Moses und viele mehr, und führt sie in ein Licht, das keinen Abend mehr kennt. Er zertritt das Tor zur Hölle und zerbricht die Barriere zwischen Gott und den Menschen.

Und deshalb muss der Karsamstag ein stiller, ein schweigender Tag sein, weil wir das Unsagbare nicht zerreden dürfen.

 

Segen

Gehen wir weitschauend, hellhörig, sprachbereit, mit geöffneten Händen und einem feinfühligen Herzen in unsere Zukunft.

Trennen wir Wichtiges von Oberflächlichem.

Freuen wir uns über die Menschen, denen wir begegnen - gelegen oder ungelegen.

Orientieren wir uns am LebensWeg deines Sohnes, Gott.

Dazu segne uns:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Ausblick und AnStoß

Auf einmal - nach und nach

Wenn sich viele Fragen zu einem großen Problem auftürmen, 

wächst der Wunsch nach einer schnellen Klärung, nach einer Lösung - 

am liebsten jetzt und auf einmal. 

Und es nervt uns, wenn dieser Weg nicht gelingt.

Doch dann wird uns auf einmal klar, 

dass die Fragen darauf warten, 

gestellt, verstanden, durchlitten, ausgehalten zu werden.

Fragen, Suchen und Zweifeln lohnt sich, 

und das braucht Zeit. 

Nach und nach erfreuen wir uns am Lösen, Finden und Vertrauen.

Die Menschen der vielen verschiedenen Ostererzählungen der Bibel leben uns dies vor. 

Der Osterglaube ist nicht auf einmal da, 

sondern er entsteht

fsch

 

 

 

Video zu Karfreitag

Die Feier vom Leiden und Sterben Christi

in Kreuzerhöhung, Scheiderhöhe
Pfarrer Bonifatius Müller

 






Impuls zum Karfreitag 2020

Pater Jerry Matthew OCD

 

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,

denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

 


Gebet

Kreuz, auf das ich schaue, steht als Zeichen da; der, der dem ich vertraue, ist in Dir mir nah.

Kreuz, zu dem ich fliehe aus der Dunkelheit; statt der Angst und Mühe ist nun Hoffnungszeit.

Kreuz, von dem ich gehe in den neuen Tag  bleib in meiner Nähe, dass ich nicht verzag.

 

Aus der Passion unseres Herrn Jesus Christus nach Johannes

Joh 19, 16b - 30

Sie übernahmen Jesus. Und er selbst trug das Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgota heißt. Dort kreuzig­ten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte aber Jesus. Pilatus ließ auch eine Tafel anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden. 

Diese Tafel lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst. Da sagten die Hohepriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. 

Nachdem die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil, und dazu das Untergewand. Das Untergewand war aber ohne Naht von oben ganz durchgewoben. Da sagten sie zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies taten die Soldaten. 

Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus die Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zur Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. 

Danach, da Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. Ein Gefäß voll Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm voll Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist.

 

Gedankensplitter

Kreuz und Solidarität

Arbeitslos, beginnende Rezession, Einschränkungen in der Zeit der Ferien… Alles klingt nicht so schön, aber diese unangenehme lästige Zeit wollen wir gemeinsam überstehen. Die Stadtzentren und Fußgängerzonen sind leer und still. Einige von uns werden vielleicht in dieser Krise an Einsamkeit und an wirtschaftlichen Sorgen leiden; viele Menschen müssen durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit finanzielle Einbußen hinnehmen und da­durch auch Abzüge bei der Rente; alte Menschen in Pflegeheimen verste­hen wahrscheinlich nicht die neuen Distanzregeln und sie werden vielleicht noch auf Angehörige warten. Diese schwere Zeit ist nicht einfach zu überstehen. „Richtet die Augen auf den Gekreuzigten und alles wird euch leicht werden. Wenn ich seine (Gottes) Liebe, die er zu mir hatte, be­trachtete, fasste ich wieder Mut, denn das Vertrauen auf seine Barmherzigkeit habe ich nie verloren, das Vertrauen auf mich selbst aber oft“, sagte die hl. Karmelitin Teresa von Avila. Je mehr wir es tun, desto inniger werden wir mit dem Gekreuzigten vereinigt sein. Ein alter Mensch sagte: „Ob du schläfst oder wachst, was du auch tust, wenn Gott dir vor Augen ist, kann dich der Feind in nichts erschrecken. Wenn dein Denken in Gott weilt, weilt auch die Kraft Gottes in dir.“

Obwohl wir in diesem Jahr in der Kirche die Karwoche nicht gemeinsam feiern können, werden wir nicht wegen Isolation und Ausgangsperre untergehen. Der Chance dieser Zeit liegt darin zu erkennen, was in unserem Leben sehr wichtig ist und sich dem egoistischen Wollen entzieht. Wir können erleben, was echte Freude im Familienzusammenhalt und Liebe für den Nächsten bedeutet. Dies ist möglich auch in der Zeit der Ausgangsperre, wenn z. B. einige Frauen Schutzmasken für die anderen nähen, bei einem kurzen Austausch mit den Nachbarn über Sicherheits­maßnahmen oder durch kleine solidarische Gesten denen gegenüber, die jetzt arbeitslos geworden sind. - Wir haben auch die traurige Geschichte in der chinesischen Provinz Hubei gelesen, wo der Vater des 17-jährigen Yan Cheng in Quarantäne genommen wurde und sein pflegebedürftiger Sohn alleine zuhause zurück blieb. Da der Junge weder sprechen noch laufen oder selbständig essen konnte, starb er nach einer Woche. 

Jesu Kreuz erinnert uns daran, wie groß und barmherzig seine Liebe für uns und alle Menschen ist. Die Solidarität Jesu mit denen, die in dieser Welt leiden, hat ihre größte Dichte im Kreuz. Und darin ruft er eben auch uns zur Solidarität auf mit denen, die sich im Leid befinden. Christen sollen sowohl ihr eigenes Kreuz tragen als auch Verantwortung für die Welt übernehmen: Einkauf für die älteren Nachbarn, ein Anruf bei einem alten Freund oder bei der Familie, eine Gutenachtgeschichte für die Enkel über Telefon, eine tröstende Begegnung mit den Traurigen usw. Das sind auch Verantwortungen von uns Christen, weil Christen Kreuz und Solidarität niemals voneinander trennen. 

Ein Bischof sagte einmal: „Ehe Gott ein Kreuz auf unsere Schultern legt, lässt er unsere Schultern wachsen, macht er uns stark durch seine Gnade.“ Wir verankern unseren Geist in Gott - und unsere Augen auf ihn! Dann haben wir keine Angst.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Hl. Geist. Amen.

 

Ausblick und AnStoß

Karfreitag in unserem Leben...

ein Tag - der uns verzweifeln lässt

ein Tag - an dem alles zusammenbricht 

ein Tag - an dem wir resignieren möchten

ein Tag ohne jeden Lebenssinn

auch ein Tag - an dem wir aufwachen können

auch ein Tag - an dem wir Gottes Nähe spüren

auch ein Tag - der uns Grenzen zeigt

auch ein Tag mit neuen Perspektiven 

ein Karfreitag - ein Tag, dem auch ein Ostern folgen wird.   

awe

 

 

 

Video

Andacht zum Gründonnerstag

in St. Mariä Geburt, Birk
Pastoralreferent Mattia Zurlo

 






Impuls zum Gründonnerstag 2020

Pfarrer Bonifatius Müller

 

Wir rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus.
In ihm ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben.
Durch ihn sind wir erlöst und befreit.

 


Gebet

Allmächtiger Gott, am Abend vor seinem Leiden hat dein geliebter Sohn der Kirche das Opfer des Neuen und Ewigen Bundes anvertraut und das Gastmahl seiner Liebe gestiftet.
Gib, dass wir aus diesem Geheimnis die Fülle des Lebens und der Liebe empfangen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.

 

Evangelium

Joh 13, 1-15

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung.

Es fand ein Mahl statt und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskáriot, schon ins Herz gegeben, ihn auszuliefern.

Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte
und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Lei­nentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus sagte zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Da sagte Simon Pe­trus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. 

Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle. Er wusste nämlich, wer ihn ausliefern würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.

Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan ha­be? Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

 

Gedankensplitter

Ein Leben, das nur um sich selbst kreist, wird langweilig und arm. Es lohnt sich, für eine gute Sache einzutreten. So viele Menschen tun das gerade in diesen Tagen. Sehen, wo andere Hilfe brachen. Sich engagieren in der Nachbarschaftshilfe, als Krankenschwestern, Ärzte und Pfleger im Kran­kenhaus. Als Kassiererinnen im Laden um die Ecke oder auch als Kunde, der vor einem fast leeren Regal noch ein Paket Klopapier für andere übrig lässt. Sie tun es als Polizisten, als Zulieferer von Lebensmitteln oder ver­antwortungsbewusste PolitikerInnen; als Menschen in der Seelsorge und in so vielen anderen Bereichen der Mitmenschlichkeit. Danke. Danke. Damit könnte man jetzt eigentlich schon Schluss machen, denn die Ansprachen am Gründonnerstag werden oft als Aufforderung zum Dienen verstanden, zu ehrenamtlichem Engagement und Nächstenliebe. Das alles findet meine vollste Zustimmung. 

Aber was unterscheidet uns Christen denn dann von anderen, die auch gu­te, verantwortungsvolle und geradlinige Menschen sind, die aber nichts mit Christus zu tun haben und es vielleicht auch nicht wollen. Müssen wir uns denn überhaupt unterscheiden - wollen wir das denn überhaupt? Ist es noch opportun, sich in unseren Tagen als Christ zu outen – da werden man­che sehr perplex sein? Die Jünger, die mit Jesus damals im Abend­mahlssaal zusammen waren, die werden auch ziemlich perplex gewesen sein, als er den eigentlich unveränderbaren Ritus des jüdischen Passahmahles ändert und ihnen da auf einmal das Brot und den Wein mit den Worten reicht: nehmt, das ist mein Fleisch, das ist mein Blut. Er setzt da auf einmal ein neues, ein ganz eigenes Testament ein. 

Die Juden, und wir zusammen mit ihnen, erinnern uns in jeder Passah-Fei­er an das, was Gott getan hatte, damals beim Auszug aus der Sklaverei zu Ägypten. Und wir erinnern uns, dass Gott auch heute noch immer derselbe ist und dasselbe tun will. Unser Herr und Meister Jesus schließt da einen Bund, einen Gottesvertrag mit den Menschen, den wir nie wieder brechen können. Er wandelt alles Lebensfeindliche und Menschenverachtende in eine lebendige Beziehung zu unserem Gott. Und deshalb wandelt sich auch auf sein Wort hin bis heute die Materie dieser Welt, wandeln sich Brot und Wein in die lebendige Gegenwart Christi in unserer Mitte. Er stiftet eine Gemeinschaft, in der wir alle bis heute, bis in unser Jahr 2020, noch am gemeinsamen Tisch mit ihm sitzen. 

Wenn Gott an uns Menschen handelt, dann tut er das immer konkret und nicht nur in Bildern und Symbolen. Ich kann einen Menschen nicht nur symbolisch lieben, sondern nur mit Herz und Seele, mit Fleisch und Blut. Deshalb will dieser Christus auch, dass wir ihn uns nicht nur in Fleisch und Blut übergehen lassen sollen, sondern wir sollen genauso wie er runter müssen auf die Knie, wie das Evangelium heute berichtet, und uns gegen­seitig die Füße waschen, uns gegenseitig aufrichtig umeinander kümmern und Menschen füreinander sein. Dann ist der Dienst in der heiligen Eucha­ristiefeier genauso wichtig und achtenswert, wie in diesen Tagen der Dienst am Krankenbett und an der Ladenkasse. Überall da hält uns nämlich Christus seine Füße hin. Dann ist es so, als ob uns Jesus in den gewandel­ten Gestalten von Brot und Wein sagen möchte: Hab keine Angst! Ich bin da! Wenn du mich im Brot des Lebens in dich aufnimmst, so will ich in dir sein, so will ich dir jeden Moment deines Lebens näher sein als dein eige­ner Herzschlag es ist. 

Gemeinschaft in der Kirche wird erst dort wirklich Gemeinschaft, wenn wir uns von Jesus die Füße waschen lassen und manchmal auch den Kopf. Dann geschieht erst dort eine Wirklichkeit, die diese Welt verändern kann, auch in allen Viruskrisen und Wandlungen unserer Tage, wenn wir uns mit ihm an den Tisch der Sehnsucht setzen, der niemals leer wird. Niemals.

 

Gebet

Gott, du hast uns heute durch unsere Miteinander und durch deine Nähe Mut für die Zukunft gegeben. Gib du uns auch die Kraft, unser Handeln am gelebten Beispiel Deines Sohnes zu orientieren. 

Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Hl. Geist. Amen.

 

Ausblick und AnStoß

Die kommenden Tage

Eine Woche wie jede andere? 
Die Welt dreht sich doch wie eh und je...
Ach so: Die Osterferien haben begonnen - 

Urlaubszeit...

Ist die Frage veraltet, 

was mir "heilig" ist, 

was zum innersten Kern meines Lebens gehört?

Palmsonntag bis Ostern wird die "Heilige Woche" genannt - 
eine Zeit, in der ich mein Leben ins Spiel bringe

und in Beziehung setze zu Gott...,

der sich finden lässt...                            fsch

 

 

 

Video zu Palmsonntag

Palmweihe in St. Mariä Himmelfaht, Neuhonrath

Pfarrer Markus Feggeler, Diakon Achim Roos

 






Impuls zum Palmsonntag 2020

Pfarrer Markus Feggeler

 

Verschaff mir Recht, o Gott,

Hosanna dem Sohne Davids!   

Gepriesen, der kommt im Namen des Herrn.

Mt 21, 9

 

Gebet

Allmächtiger Gott,

am heutigen Tag huldigen wir Christus in seinem Sieg.

Mehre unseren Glauben und unsere Hoffnung,

erhöre gnädig unsere Bitten und lass uns in Christus

die Frucht guter Werke bringen.

Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.

 

Evangelium

Mt 21, 1-11

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte und nach Betfage am Ölberg kam, schickte er zwei Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los, und bringt sie zu mir!

Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen. Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig, und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.

Die Jünger gingen und taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf.

Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. 

Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!

Als er in Jerusalem einzog, geriet die ganze Stadt in Aufregung, und man fragte: Wer ist das? Die Leute sagten: Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa.

 

Gedankensplitter

Mit dem Hosanna des Palmsonntages starten wir in diesem Jahr in eine Karwoche, wie wir sie vielleicht noch nicht erlebt haben. Beim Einzug des Herrn in seine Stadt begleiteten ihn Jubelrufe und Freudenbekundungen der Menschen. Königliche Würde verbindet sich zugleich mit dem Verzicht auf weltliche Macht: nicht „hoch zu Ross“, sondern auf einem Esel, dem Lasttier der einfachen Leute, kommt der Friedenskönig. Er kommt in Demut und mit Güte, nicht mit Pauken und Trompeten. Sein Reich ist nicht von dieser Welt. Seine Macht ist die Macht der Liebe!

In diesem Jahr scheint alles so anders: ein unscheinbar kleines Virus zwingt die ganze Welt zur Reaktion. So sind wir herausgefordert, den Weg des Herrn vielleicht anders mitzugehen, als wir es gewohnt waren: kein öffentlicher Gottesdienst, keine Palmprozession, kein Hosanna in großer Menge. Dafür aber die feste Gewissheit, dass unser König kommt; dass er Frieden bringt auch in bewegten Zeiten; dass er für uns einen Weg geht, der uns alle durch das Leiden und Kreuz zum Leben führt; dass er durch seinen Tod und seine Auferstehung jede Macht besiegt hat, die unser Leben bedroht!

Wer den Weg des Herrn vom Palmsonntag bis Ostern und darüber hinaus mitgehen möchte, der kann dies eigentlich nur in gelebter Solidarität mit denen tun, die in unseren Tagen in Not sind: Nicht wenige sind bedroht von Krankheit und Tod. Viele sind verunsichert oder isoliert. Existenzen stehen auf dem Spiel!

Zugleich sehe ich in allen Herausforderungen der gegenwärtigen Krise auch Chancen. Wir sind gezwungen, gewohnte Wege zu verlassen und neue zu finden. Das betrifft unsere Art zu wirtschaften und zu konsumieren ebenso wie die Frage, welche Dinge im Leben wirklich von Bedeutung sind und welche vielleicht zweitrangig oder verzichtbar. Viele positive Beispiele gelebter Solidarität machen Mut.

In diesen Tagen blicke ich häufiger auf ein Kreuz, dass mein Onkel als gelernter Bauschlosser vor vielen Jahren für mich angefertigt hat. Unsere ganze Welt, symbolisiert in der goldenen Kugel, ist geheimnisvoll gehalten vom Kreuz. Auch wenn wir auf die Krise unserer Zeit vielleicht noch keine fertige Antwort haben und viele angesichts der Bedrohung (ver-)zweifeln: Im Kreuz, das in diesen Kartagen aufstrahlt, steckt Gottes Kraft und Weisheit (1 Kor).

 

Möge der gesegnete grüne Palm, den wir jetzt wieder frisch an unsere Kreuze stecken, für uns ein besonderes Zeichen der Hoffnung sein!

 

Gebet

Herr, unser Gott, du hast uns durch unsere Gemeinschaft gestärkt. 

Durch das Sterben deines Sohnes gibst du uns die Kraft,

das Leben zu erhoffen, das uns der Glaube verheißt.

Gib uns durch seine Auferstehung die Gnade,

das Ziel unserer Pilgerschaft zu erreichen.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen in unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

Ausblick in die Karwoche

„In der Corona-Pandemie kommt man mit einem Schönwettergott nicht weiter!“, schreibt der bekannte Psychiater, Theologe und Autor Manfred Lütz vor wenigen Tagen in einem Interview. Als Christen glauben wir an einen mitleidenden Gott, der uns gerade im Leid nahe ist, weil er es selbst durchlebt hat. Er hat das Leid aber auch verwandelt und damit ein Leben in Fülle möglich gemacht, das keinen Tod und keine Bedrohung mehr fürchten muss.

Wer wenn nicht wir Christen können deshalb auch in schweren Zeiten eine Hoffnung haben, die mehr ist als ein Trostpflaster. Die Christen aller Zeiten glaubten an keinen Schönwettergott. Sie glaubten an einen Gott, der wirk­lich alles zum Guten führt.

So sind wir eingeladen, auch in dieser Karwoche den Weg des Herrn auf unsere je eigene Weise mitzugehen, der ihn vom Hosianna des Palmsonnta­ges über das letzte Abendmahl und den Verrat bis an das Kreuz und weiter geführt hat.

Vielleicht entdecken wir neu die Bedeutung, die darin auch für unser eige­nes Leben liegt. Das (geistliche) Lesen und der innere Nachvollzug der Pas­sionsgeschichte, das persönliche Gebet oder auch kurze liturgische Feiern an den so bedeutsamen Kar- und Ostertagen im kleinen Kreis der Familie können uns zu einer österlichen Erfahrung führen:

  • Was bedeutet für mich der Leidensweg, den Jesus gegangen ist?
  • Was gibt mir Hoffnung für die Welt? Für meine Familie? Für mich?
  • Welche (österliche) Erfahrung trägt mich im Leben?

 

 

 

 

 

Impuls zum 5. Fastensonntag

Pater Jerry Matthew OCD

 

Verschaff mir Recht, o Gott,

und führe meine Sache gegen ein treuloses Volk!

Rette mich vor bösen und tückischen Menschen,

denn du bist mein starker Gott.              

 Ps 43 (42), 1-2

 

Gebet

Herr, unser Gott,

dein Sohn hat sich aus Liebe zur Welt

dem Tod überliefert.

Lass uns in seiner Liebe bleiben

und mit deiner Gnade aus ihr leben.

Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Evangelium

Joh 11, 1-45

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

In jener Zeit sandten die Schwestern des Lazarus Jesus die Nachricht: Herr, dein Freund ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern dient der Verherrlichung Gottes: Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Denn Jesus liebte Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen.

Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. 

Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.

Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Jesus war im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus.

Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb

38Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt, und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? 

Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast. 

Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden, und lasst ihn weggehen!

Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.

 

Gedankensplitter

Der 5. Fastensonntag wird auch "Passionssonntag" genannt. Die Kreuze in unseren Kirchen werden verhüllt. An das Leiden und Sterben Jesu müssen wir denken, um uns über die Auferstehung freuen zu können. Im Evange­lium geht es heute um die Erweckung des Lazarus.  

„Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen“, lesen wir im heu­tigen Evangelium. „Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst“, ist der Ap­pell der Bundeskanzlerin zu der schweren Situation. Aber trotzdem hören wir auch viel über „Corona Partys“, Kontaktverbot und den nötigen „Buß­geld­katalog für Corona-Sünder“. Respekt haben, die richtige Wertschät­zung und Verständnis, Hoffnung und Gebete sind christlich und werden von Menschen in dieser Zeit mehr als sonst erwartet. Wir leben in einer Gesell­schaft, in der Menschen einander helfen und unterstützen können. Wir soll­ten als Christen entsprechend reagieren. 

Solch eine Situation wie diese haben wir noch nie im Leben erfahren. In der Familie von den Eltern, in der Gesellschaft von den sozialen Diensten, in der Wirtschaft von den Politikern und in der Kirche von den Geistlichen hören wir in dieser schweren Situation den gleichen Satz aus der Bibel oder den Satz, nur anders formuliert „Wenn du glaubst, wirst du die Herr­lichkeit Gottes sehen“ und wir werden es überstehen.

Es soll nicht eine Zeit des Vertrauensverlustes sein, sondern jedes Haus soll in ein Gotteshaus verwandelt werden, wo wir zusammen beten, wo wir den Zusammenhalt noch intensiver erfahren, der uns Kraft im Leben gibt, wo die Hoffnung niemals aufgegeben wird und gegen die Schwie­rigkeiten gekämpft wird mit allen Sicherheitsmaßnahmen, die möglich sind. Gott will auch menschliche Bereitschaft und Unterstützung dazu ge­ben, wenn er ein Wunder tut. „Nehmt den Stein weg“, sagte Jesus den Menschen, die zum Grab des Lazarus kommen. Den Stein wegwälzen heißt: auch wenn nach außen nichts mehr zu machen ist, ist Auferstehung den­noch möglich. Im Evangelium ruft Jesus mit lauter Stimme: „Lazarus, komm heraus!“ Das heißt: kommt heraus aus der Höhle eures Egoismus und eu­rer Selbstsucht, aus eurem mangelnden Vertrauen, aus jedem Grab und je­dem toten Winkel eures Lebens. Kommt heraus! Steht auf und ändert euch, werdet neue Menschen und seid bereit, die Herrlichkeit Gottes zu er­fahren. 

 

Gebet

Allmächtiger Gott,

du hast uns das Sakrament der Einheit geschenkt.

Lass uns immer lebendige Glieder Christi bleiben 

und mutig in die Zukunft gehen.

Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

Ausblick in die Woche

Sich frei machen von den Alt-Lasten unserer Selbstverständlichkeiten -

Platz schaffen für einen neuen ver-rückten Blick auf unsere Welt.

Eigene Begrenzungen weg-leben und

durch neue Grenzen frei werden.

Gott, weil dein JA zu uns durch das lebendige Beispiel Deines Sohnes

G r e n z e n-los wurde.                                    

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Impuls zum 4. Fastensonntag

Pfarrer Bonifatius Müller

Laetare 2020

Laetare

Seit alters her heißt der 4. Sonntag in der Fastenzeit „Laetare“, also über­setzt: Freuet euch. Vom ersten Wort des Eröffnungsliedes der alten Choral­messen, be­kamen die Sonntage ihren Namen. Mitten in der Vorbereitungs­zeit auf Ostern hält der 4. Sonntag in der Fastenzeit mit seinen Texten schon einen frohen Ausblick auf die kom­mende Freude des Osterfestes. Laetare, freuet Euch. Dieser Text kommt uns allen in diesen Tagen, die so bestimmt sind von den Schatten des Corona-Virus, der über die Menschen dieser Erde gefallen ist, nicht so leicht über die Lippen. Der nachstehende Impuls möchte eine Anregung sein.

Laetare. Freue dich, Stadt Jerusalem!

Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart.

Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung.

(Jes 66, 10-11)

Gebet

Herr, unser Gott, du hast in deinem Sohn die Menschheit auf wunderbare Weise mit dir versöhnt. Gib deinem Volk einen hochherzigen Glauben, damit es mit froher Hingabe dem Osterfest entgegeneilt. Durch Jesus Christus, unseren Herrn, bitten wir dich.

 

Evangelium

Joh 9, 1-41

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

In jener Zeit sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Jesus spuckte auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. Die Nachbarn und andere, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte? Einige sagten: Er ist es. Andere meinten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst aber sag­te: Ich bin es.

Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisä­ern.

Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte. Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend ge­worden sei. Der Mann antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen; dann wusch ich mich, und jetzt kann ich sehen.

Einige der Pharisäer meinten: Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen. Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann antwortete: Er ist ein Prophet. Sie entgegne­ten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren, und du willst uns beleh­ren? Und sie stießen ihn hinaus. Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hat­ten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschen­sohn? Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich an ihn glaube. Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir re­det, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.

 

Gedankensplitter

Jesus heilt heute die Blindheit eines Menschen, damit die, die angeblich sehen, die Frommen, die Gelehrten aus dem Tempel und die Priester er­kennen sollen, dass Gott allein sehend machen kann, dass Gott allein die Zeichen der Zeit sendet und deutet - keine falschen Propheten, auch wenn sie in noch so frommer Verpackung daherkommen. Das ist seine Einladung, dem Leben neu zu vertrauen. Er lädt uns ein, die Herausforderungen unseres eigenen Lebens wirklich anzunehmen und die Blindheiten unseres Herzens aufzuge­ben. Glaube und Vernunft gehören für ihn zusammen. Der alte Papst Benedikt hat das mal so formuliert: ohne Vernunft kann der Glaube zum Fundamentalismus entarten und ohne Glaube verselbststän­digt sich die Vernunft in die Zwecklosigkeit. Die Angst vor der Eigenart der anderen, lässt uns heute oft den Weg aus dem Auge verlieren, den wir Christen durch unsere Taufe mitbekommen haben. Ich bin der Weg, sagt uns dieser Christus, der jeden zu sich nach Hause kommen lässt - wirklich je­den von uns, der es aufrichtig will. Das ist Laetare, das heißt: freuet euch. Da ist keine Angabe über die Stra­ßenseite, kein Tempolimit, kein Stopp oder Verbotsschild, keine Einbahnstraße und kein Umweg. Da gibt es keine Reservierung für die breite Paradestraße oder für die holperige Feldwegstrecke. 

Wenn wir einmal aufrichtig und aufmerksam unsere Zeit ansehen, sind wir in den letzten Jahrzehnten in Europa eine Kirche geworden, die es schwer mit sich hat und es manchmal, zugegebenermaßen, den Menschen auch schwer macht. Sind wir nicht wirklich zu sehr auf uns selbst bezogen, wie Papst Franziskus es immer wieder an seiner Kirche kritisiert?! Wir sitzen oft wie auf einem Karussell und kreisen um Themen wie kirchliche Ämter, Machtverteilung und Zuständigkei­ten, um Zölibat und manches andere Zweit- und Drittrangige. Aber ein Karussell kommt nicht vom Fleck. Es be­wegt sich immer nur im Kreis, um sich selber, und wird oft genug eine beliebige Belustigung für die umstehenden „Schau-Lustigen“. Gerade un­sere so angeschla­gen Tage machen uns deutlich: es wird Zeit, von diesem Karussell abzusteigen und den Menschen zu zeigen: Wir glauben an Jesus Christus, weil er die Herzen der Menschen heilen kann - vor der Blind­heit des Herzens und vor allem von der Angst. Wir erflehen des­halb besonders seine Hilfe für unsere gerade so gefährdete Welt im Jahr 2020. 

Gerade jetzt können wir in der Liebe, in der Rücksichtnahme und im Re­spekt voreinander unser Christentum sichtbar werden lassen. Seien wir erfinderisch. Greifen wir zum Telefon und rufen Menschen an, die einsam und verängstigt sind. Lassen wir sie spüren „ich bin da“! Respektieren wir die notwendigen Einschränkungen unserer, uns ansonsten zustehenden Frei­heiten, damit wir die Herausforderungen dieser Pandemie gemeinsam bestehen können. Machen wir - nicht als Blinde -, sondern als Sehende öffentlich, dass unser Glaube kein Ka­russell ist, sondern den Menschen Heil und Segen bringen kann, den sogenannten Fernstehenden wie auch den nächsten Nahen. Dann ist "Laetare" trotz und mit Corona spürbar, dann erfahren wir tief in unserem Inneren: freuet euch. Das ist unser ganz großes Glück: Wir haben einen mitgehenden Gott, der an allen Weg­kreuzungen unseres Lebens, auch an den misslungenen, steht und uns sa­gen will „komm nach Hause, die Tür ist geöffnet, du brauchst dich nicht zu ängsti­gen, ich bin ja da, egal welchen Weg du gerade gehst oder auch gehen musst“. Wenn wir nach diesem Licht suchen, haben wir das Leben, nicht erst später, sondern jetzt schon, dann werden wir le­bendig sein und finden, was war wir suchen. Laetare: freuet euch.

 

Gebet

Allmächtiger Gott, dein ewiges Wort ist das wahre Licht, das jeden Men­schen erleuchtet. Heile die Blindheit unseres Herzens, damit wir auch in diesen so schweren Tagen erkennen, was wir tun können, und dich und die Men­schen aufrichtig lieben. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Segen

Es segne, bewahre und beschütze uns, die Menschen unserer Pfarrei St. Johannes und die Welt, in der wir leben, der barmherzige Gott: 

der Vater und der Sohn und der Hl. Geist. Amen.

 

Ausblick in die Woche

Jesus spricht ungern von "Gläubigen" und "Ungläubigen" oder von "Bekehr­ten" und "Unbekehrten" - er unterscheidet einfach zwischen Se­henden und Blinden. Damit macht er deutlich: Glauben erfordert keine be­sonderen Fä­higkeiten oder übermenschlichen Anstrengun­gen. Alles, was dazu notwen­dig ist, ist Offenheit. So wie man die Augen aufmacht, und sieht, was vor einem ist, so soll unser Herz, unsere ganze Person offen sein, es geschehen lassen, die uns die Sicht versperren. Getönte Brillen, die uns die Wirklich­keit verzerren. Man nennt das Ideologie, und es gibt kaum etwas, was Jesus so wü­tend macht, wie solche Denk­schablo­nen: Wenn Menschen nicht auf Menschen sehen, sondern auf ein System, eine Idee, irgendetwas, das wich­tiger ist als der Mensch, der gerade vor ihm steht.

Werner Tiki Küstenmacher