Woche 20 (09.01. - 15.01.2025):Endlich am Meer und in Spanien

🌊 Zu Beginn der Woche folgten wir weiter unserer selbst geplanten Querverbindung zum Küstenweg. Da alle kleinen Feldwege durch die anhaltenden Regenfälle nicht begehbar waren, mussten wir Straßen laufen. Leider muss man den Fahrstil in Frankreich als sowohl halsbrecherisch wie auch potenziell tödlich beschreiben. (Wir werden oft gefragt, ob wir als zwei junge Frauen keine Angst in den Nächten hätten. Bisher haben wir uns im Zelt immer sehr sicher gefühlt. Ganz im Gegensatz dazu haben inzwischen schon mehrere Autospiegel GoGos Gepäck oder einen Rucksack mitgenommen, was uns als sehr reale Gefahr tatsächlich Angst macht.) Um bei diesen Bedingungen nicht überfahren zu werden, trugen wir Warnwesten und GoGo bekam ihre Reflex-Decke angezogen. Als das immer noch nicht reichte wurden wir erfinderisch. Kurzerhand wurde eine Warnweste vorne am Wanderstock befestigt und so konnte Eileen wie in der Formel 1 die gelbe Fahne schwenken. Endlich fuhren die Leute zumindest etwas langsamer.
Eines Mittags wurde uns beim Blick auf die Karte klar, dass wir es noch am selben Tag zum Meer schaffen könnten. Ab diesem Zeitpunkt hat uns das Meerfieber erfasst und Teile des Weges wurden mehr gerannt als gegangen. Der erste Blick auf das Meer bot sich uns nach einem sehr anstrengenden Aufstieg. Oben angekommen konnten wir es kaum glauben. Da sind wir seit Monaten unterwegs und plötzlich ist es da. Das Meer! Darauf freuen wir uns schon seit Tag 1 und jetzt liegt es direkt vor uns.
Im französischen Hendaye stießen wir wieder auf den Jakobsweg. Außerdem wohnen hier die Eltern von Marie-Pierre, bei der wir Silvester verbracht haben. Ihre Eltern sind genauso liebenswert, wie ihre Tochter. GoGo durfte in ihrem letzten französischen Garten schlafen und wir hatten ein eigenes Häuschen im Garten für uns. Vom Balkon aus konnten wir sowohl einen wunderbaren Sonnenuntergang am Meer als auch Spanien sehen.
Am nächsten Tag war es dann soweit. Mehr als vier Monate nach unserem ersten Schritt auf dem Jakobsweg betreten wir Spanien. Was eigentlich nur ein kleiner Schritt auf einer Brücke war, fühlt sich für uns riesig an. Dass wir gerade ein gesamtes Land zu Fuß durchquert haben, wird uns erst nach und nach so richtig bewusst.
Die erste Begegnung mit einem echten Spanier lässt nicht lange auf sich warten. Auf Französisch konnten wir uns inzwischen ganz gut verständigen und alle üblichen Fragen schon ab dem dritten Wort auswendig. Plötzlich stehen wir wieder ganz am Anfang und versuchten in einer gestotterten Mischung aus überwiegend Französisch und drei griffbereiten spanischen Wörtern zu kommunizieren. In der Theorie haben wir beide in der Schule Spanisch gelernt aber durch die Monate in Frankreich ist das Spanische in sehr weite Ferne gerückt und muss nach und nach wieder aktiviert werden.
Scheinbar sind die Kommunikationsprobleme aber nicht nur aufs Spanische begrenzt. Als Annika von einer Frau auf Englisch gefragt wurde, ob die Frau 'streicheln darf' nickte sie. Dabei gingen wir davon aus, dass die Frau GoGo streicheln wollte. Aus uns unbekannten Gründen fing sie aber stattdessen an Annikas Arm zu streicheln, was uns vollkommen verwirrt zurückließ.
Damit ist das Level Frankreich abgeschlossen und wir sind gespannt, was Spanien für uns bereithalten wird.
