Reisebericht vom Jakobsweg
Hier finden Sie die Reiseberichte unserer Pilgerinnen Annika, Eileen und GoGo.
Woche 19 (02.01. - 08.01.2025)Ein exotischer Schlafplatz und viel Regen
Diese Woche haben wir an allerlei unterschiedlichen Orten genächtigt. Angefangen hat alles mit einer Übernachtung auf der Toilette für Menschen mit Behinderung, da wir so vor dem Regen verschont blieben. In einer anderen Nacht wurden wir auf dem Berg von einem Sturm überrascht. Während Eileen versucht hat, das Tarp so abzuspannen, dass es nicht wegfliegt, hängte Annika sich innen an den Stoff. Wir waren soweit erfolgreich, leider aber mit dem Ergebnis, dass wir nur noch etwa 40 cm Höhe im Innenraum hatten und das Tarp durch den starken Wind hin und her schlug. Annika fand das sehr gemütlich und schlief bestens. Eileen bekam nur wenige Stunden Schlaf.
Die Wege werden durch den anhaltenden Regen immer schwieriger bis halsbrecherisch gefährlich. Deshalb laufen wir inzwischen oft die alternative Straße. Das ist zwar deutlich weniger schön, dafür bricht sich aber niemand alle zwei oder auch vier Beine.
Ansonsten haben wir den offiziellen Jakobsweg vorübergehend verlassen, um eine sinnvolle Querverbindung zum Küstenweg zu laufen. Der Jakobsweg durch Frankreich führt üblicherweise über die Pyrenäen und dann durch das spanische Inland. Wir lieben das Meer und wollen deshalb auf jeden Fall zur Küste. Mal abgesehen davon ist eine Pyrenäenüberquerung mit Pferd zu dieser Jahreszeit sogar für unsere Verhältnisse etwas zu schwierig.
Den Abschnitt abseits des offiziellen Weges begannen wir gut gestärkt. Eine Freundin der Familie von Silvester wohnt für uns sehr günstig gelegen und so konnten wir nochmal duschen, waschen, alle Powerbanks aufladen und bekamen Essen wie bei Omi.
Woche 18 (26.12.2024 - 01.01.2025)Zwangspause
Die letzte Woche begann mit einem Paukenschlag. GoGo hatte bereits die Tage vorher leichte Probleme beim Laufen. Am 26.12. konnte sie den einen Vorderhuf allerdings überhaupt nicht mehr belasten und konnte nur humpeln.
Glücklicherweise waren wir am Tag zuvor an der Chapelle de Caubin angekommen: eine kleine Kapelle mit großer Kuhwiese daneben.
Die Ursache der Schmerzen war sehr eindeutig ein Hufgeschwür. Da helfen nur nasse Verbände, um das Horn aufzuweichen und abwarten bis es von selbst aufgeht. Hufgeschwüre sind sehr häufig, deshalb hatte Annika in unserer sehr gut gefüllten Medizintasche alles Notwendige für die Behandlung dabei.
Es stellte sich wie üblich die Frage, wo wir neues Wasser herbekommen. Der Wasserhahn am Friedhof war abgestellt aber nur kurze Zeit später kamen zwei nette Männer in reflektierender Kleidung in die Kirche und überprüften das Licht. Kurzerhand fragte Eileen sie nach Wasser und es stellte sich heraus, dass sie Zugang zu den Leitungen hatten und nun funktioniere der Hahn wieder. Damit war dieses Problem gelöst.
Nachdem wir mit Verbandswechsel und warten bereits einige Tage verbracht hatten, wurde langsam das Essen knapp. Also zog Eileen mit ihrem Rucksack los und lief zum nächsten größeren Supermarkt in guten 4 km Entfernung. Allerdings hatten wir dort vorher so viel Lebensmittel zum Abholen bestellt, dass sie den Rucksack kaum noch tragen konnte und noch eine zusätzliche schwere Tasche hatte. Hier zahlten sich die inzwischen sehr soliden Französischkenntnisse aus und so fragte sie eine ältere Dame, ob sie sie zur Kapelle fahren könnte. Die Frau freute sich sehr über die Begegnung und öffnete schon den Kofferraum, bevor Eileen zu Ende gesprochen hatte. Noch am gleichen Nachmittag brachte ihr Mann neue Klebebandagen für GoGo vorbei und ein paar Tage später bekamen wir die Reste vom Familienessen.
Sonntags ging das Hufgeschwür endlich auf und GoGo konnte von einem auf den anderen Tag wieder in vollem Galopp über die Wiese springen. Was eine Erleichterung!
Dienstags haben alle zusammen eine Probetour zum Supermarkt unternommen, um alles für ein leckeres Silvesteressen zu besorgen. GoGo lief vollkommen unauffällig und am Supermarkt begegneten wir einer sehr netten Frau mit ihrer jungen Tochter, die ganz in der Nähe selbst Pferde haben. Sie luden uns zu sich ein, worüber wir uns sehr freuten und so zogen für Silvester um. Den Abend verbrachten wir mit der Familie und deren Nachbarn. Wir unterhielten uns und schauten selbstverständlich den deutschen Klassiker „Dinner for One“. Nach dieser wunderbaren Begegnung waren wir am nächsten Tag gestärkt und bereit uns endlich wieder auf den Weg zu machen.
Unser ganz besonderer Dank gilt in dieser Woche Ariane, die an Weihnachten keinen Augenblick gezögert hat uns mit ihrem tiermedizinischen Wissen zu unterstützen. Sie hat uns in jeder Phase begleitet. Das bedeutet uns sehr viel, vielen Dank! <3
Woche 17 (19.12. - 25.12.2024)Weihnachten
Die Woche begann mit unverhofftem Frühsport für Annika. GoGo hatte sich davon gemacht und war inzwischen drei Kilometer entfernt bei einer neuen Herde aus… Kühen. Auf diese Weise kamen die beiden endlich mal wieder zu einem kleinen Ausritt zu zweit.
Außerdem rückte Weihnachten immer näher. Natürlich hatten wir uns bereits Gedanken gemacht, wie wir das Fest verbringen würden aber so ganz lässt sich das auf dem Jakobsweg natürlich nicht planen. Die nächsten Tage begleiteten uns die Fragen nach dem wo, wie und gegebenenfalls auch mit wem? Das Menü war nach dem nächsten Einkauf geklärt: Veggie-Schnitzel mit Kartoffelpüree und Gurkensalat, zum Nachtisch Mousse au Chocolat und mitgebrachte Plätzchen.
Bereits seit längerer Zeit sammelt Annika Naturmaterial, um eine Krippe zu bauen. Die Körper aller Figuren bestehen aus Eicheln, die Kleidung wurde improvisiert und das Jesuskind in eine Walnuss-Schale gebettet. Liebevoll baute Annika die heilige Familie und drei Könige, wobei sie die letzten Tropfen unseres eingetrockneten Klebers aus den Tuben quetschte. Geduldig wurden die Figuren nun angeordnet und mit unserer neuen Sternenlichterkette beleuchtet.
Eileen hatte eine schöne Kapelle in Reichweite für Heiligabend gefunden und so schmiedeten wir den Plan dort unser Weihnachten zu verbringen. Nachdem GoGo an diesem Tag allerdings Schmerzen beim Gehen zu haben schien, verkürzten wir die Strecke. Online sahen wir, dass es in der nächsten Kirche eine Christmette geben sollte und gingen noch bis dort. Vor Ort stellte sich jedoch heraus, dass es doch keine Messe gab. Die Nacht verbrachten wir unter einem Vordach, weil in der Herberge kein Platz für uns war. ;)
(Es war das Vordach einer Pilgerherberge, die nur im Sommer geöffnet hat).
Glücklicherweise überträgt die Gemeinde Overath alle Messen aus Heiligenhaus und so kamen wir in den Genuss der vertrauten Stimme von Pfarrer Fischer, über dessen katholische Kirchenspinne wir herzlich lachen konnten. Mit Eileens Familie sangen wir Weihnachtslieder im Videoanruf und zum krönenden Abschluss des Abends sahen wir uns Annikas Lieblingsweihnachtsfilm: ‚drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘ an. Für Eileen hatten wir schon drei Tage vorher ‚den kleinen Lord‘ geguckt.
Die Kapelle erreichten wir am nächsten Tag und hier sangen wir ausgiebig Weihnachtslieder. Direkt nebenan gibt es eine Weide für GoGo und wir genossen die nun schon zweite Kirche, in der wir über Nacht blieben.
Woche 16 (12.12. - 18.12.2024)Besuch
In der letzten Woche war Annikas Freund Tobi zu Besuch und brachte uns allerlei bestellten Nachschub mit. GoGo hat jetzt endlich wieder eine Satteldecke, die nicht zur Hälfte aus Löchern besteht und einen Satz neue Schuhe. Eileen bekam das ersehnte neue Handy, das jetzt auch wieder mit Schnellladefunktion laden kann. Außerdem konnten wir allerlei Verschleißteile wie gerissene oder verlorene Lederriemen und Spanngurte ersetzen. Viel mehr freuten wir uns aber über die zahlreichen selbstgebackenen Plätzchen und kleinen Aufmerksamkeiten von Freunden und Familie. So haben wir jetzt beide eine neue, warme Mütze und sogar Wunderkerzen für Silvester.
Der Weg ist inzwischen wieder von Weinbergen umgeben, die hier wunderbar grasbewachsen und winterlich verlassen sind. Dadurch bieten sie hier optimale Bedingungen zum Schlafen, was uns ganz im Gegenteil zur Bourgogne positiv überrascht hat.
Außerdem hielt der Weg eine riesengroße Schutzhütte, wenn nicht sogar Pilgervilla, für uns bereit. In einem kleinen Waldstück am Wegesrand befand sich eine große Holzhütte mit mehreren Räumen, Tisch, Stühlen und Betten. Was ein Luxus! Zu dritt machten wir es uns hier mit Lichterkette und Weihnachtsmusik gemütlich.
Eileens besonderes Highlight der Woche war das Überschreiten des Nullmeridians, was sie Annika schon seit Wochen oder gar Monaten angekündigt hatte. Diese gedachte Linie teilt die Erde in die Ost- und Westhälfte und orientiert sich am englischen Ort Greenwich. Ab jetzt befinden wir uns also auf der Westhalbkugel. Außerdem tauchten plötzlich die Pyrenäen vor uns auf und werden uns wohl noch eine Weile als wunderschönes Panorama am Horizont begleiten.
Woche 15 (05.12. - 11.12.2024)Halbzeit, Regen und Schlammhüpfen
Letzte Woche haben wir schließlich 50% der berechneten Strecke geschafft und das natürlich ordentlich gefeiert. Der Tag war wunderbar warm und sonnig, was ihn noch ein bisschen schöner machte. Gleichzeitig sollte das auch unser letzter Tag mit gutem Wetter sein. Danach regnete es fortwährend, was alle naturbelassenen Wege in eine einzige Schlammschlacht verwandelt hat.
Insgesamt haben wir es die letzten Tage langsam angehen lassen. So können Annikas geprellten Rippen besser heilen und wir wurden weniger nass.
Außerdem sehen wir immer häufiger liebevoll aufgebaute Krippen in den Kirchen, die hier häufig mit bunten Lichterketten dekoriert werden. Außerdem war GoGo das erste Mal mit uns auf einem Weihnachtsmarkt. Hier gab es Crêpes für die Menschen und GoGo durfte auch ein kleines Stückchen probieren. Weil sie dabei so süß war, bekamen wir sogar noch einen zweiten geschenkt.
Woche 14 (28.11. - 04.12.2024)Turbulenzen
Zu Beginn der letzten Woche durften wir über Nacht auf einer Pferdewiese bleiben und bekamen noch Heu und Kraftfutter dorthin geliefert. Den Heuballen wollten wir natürlich mitnehmen und so wurde der Rest am nächsten Tag kurzerhand aufs Pferd gebunden. Allerdings erwies sich das wegen der Größe als ziemlich unpraktisch und um ihn gut festzumachen war mal wieder Einfallsreichtum gefragt.
Durch den Regen der letzten Tage und Wochen sind die Wege sehr rutschig geworden. Da wir uns momentan in einer Region mit viel Kalkgestein befinden, sind die Pfade zusätzlich stark ausgewaschen und eingeschnitten. Das sind vor allem für ein 600 kg schweres Pferd sehr schwierige Bedingungen, die sie bisher sehr gut meistert. Allerdings führten diese Umstände Sonntagabend auch dazu, dass Annika von einem höhergelegenen Seitenstreifen abrutschte und unter GoGo lag. Währenddessen versuchte GoGo auf diesen grasigen Bereich zu kommen, um wieder Halt zu finden. Annika wurde mehrfach von verschiedenen Hufen getroffen und hat nun eine gut verheilende Platzwunde am Kopf und einige Prellungen. Insgesamt ist es den Umständen entsprechend sehr glimpflich ausgegangen und es geht allen gut.
Außerdem lädt Eileens Handy nicht mehr per Kabel. Glücklicherweise funktioniert es aber noch per Induktion. Dafür mussten wir uns in Moissac allerdings erst eine entsprechende Ladeschale kaufen. Mit dem nett am Kanal gelegen Moissac haben wir jetzt unseren nächsten Meilenstein erreicht.
Also alles in allem eine sehr turbulente Woche und wir hoffen, dass es jetzt wieder ruhiger wird.
Woche 13 (21.11. - 27.11.2024)Die Ruhe vor dem Sturm
Die letzte Woche begannen wir mit einem Pausentag, um den ganztägigen Starkregen zu umgehen. Am Abend zuvor hatten wir noch eine Spätschicht eingelegt, um eine Schutzhütte zu erreichen, in der wir trocken ausharren konnten. Wir wurden mit der schönsten Hütte des gesamten Weges belohnt: vier Wände, dichtes Dach, eine Tür und sogar ein Fenster. Was ein Luxus für uns!
Im Laufe der Woche sollten wir noch weitere ähnliche Behausungen am Wegesrand finden und fühlten uns schon wieder fast sesshaft.
Insgesamt merken wir inzwischen stark, dass die Zeit im Jahr schon weit fortgeschritten ist. Viele Toiletten, Trinkwasserstellen und kleine Läden sind außerhalb der Saison geschlossen, was uns aber bisher vor keine ernsthaften Herausforderung gestellt hat.
Ansonsten bewiesen wir mal wieder unsere Kompetenzen beim Probleme lösen. So mussten wir das erste Mal einen Baum auf dem Weg zersägen und wegräumen, um mit GoGo passieren zu können. Eileen flickte erfolgreich ihre Schlafmatte, nachdem sie in der Nacht immer wieder platt war. GoGo war außerdem ein ganz mutiges Pferd und hat sich ihrem Urfeind dem Säbelzahntiger gestellt, der plötzlich in Form einer Figur vor ihr stand und offensichtlich sehr gruselig war!
Woche 12 (14.11. - 20.11.2024)Meilenstein: Le Puy en Velay
In der letzten Woche erreichten wir einen Meilenstein nach dem anderen. Zuerst überwanden wir den höchsten Punkt des gesamten Weges mit über 1300 m. Am Tag danach erreichten wir unseren 1000. Wegkilometer, wofür wir allerdings deutlich über 1200 echte Kilometer gelaufen sind. Schließlich kamen wir im wunderschönen Städtchen Conques an, in dem die Zeit still zu stehen scheint. Die kleinen, gepflasterten Gassen werden von alten Gebäuden gesäumt und überall kann man schmale Treppen zwischen den Häusern entdecken.
Das Wetter schwankt zwischen Winter und Herbst, gespickt mit dichtem Nebel. Teilweise war es so kalt, dass die Wassertropfen beim Spülen auf dem Topfdeckel gefroren sind. Tagsüber war es dann wieder warm und wir hatten schönste Herbstfarben.
Der Vorteil an den kürzer werdenden Tagen ist außerdem, dass wir fast täglich wunderschöne Sonnenunter- und -aufgänge bestaunen durften.
Wir scheinen inzwischen auch weit genug von Le-Puy-en-Velay entfernt zu sein. Die Leute freuen sich wieder uns zu sehen. So wurden wir seit langem das erste Mal eingeladen und konnten endlich mal wieder duschen.
Woche 11 (07.11. - 13.11.2024)Zentralmassiv
Die letzte Woche führte uns durch die Margeride, eine stark bewaldete Granit-Landschaft im französischen Zentralmassiv. Diese ging fließend in das Aubrac über. Das primär für Viehhaltung genutzte Hochplateau ist vulkanischen Ursprungs und liegt auf durchschnittlich 1000 m Höhe. Dementsprechend frostig waren die Temperaturen und wir hatten unseren ersten Schnee sowie Nächte mit Minusgraden. Zum Glück sind wir mit unseren Winterschlafsäcken gut vorbereitet und mussten nachts nicht frieren.
Die sehr karge Landschaft ist nur dünn besiedelt und die wenigen Dörfer scheinen auf Beherbergung und Bewirtung ausgelegt zu sein. Da die übliche Jahreszeit zum Pilgern schon vorbei ist, sind auch die Einrichtungen größtenteils geschlossen und wir hatten den Eindruck durch schon lange verlassene Geisterdörfer zu laufen.
Auf dem Weg begegneten wir außerdem einem Pilger, der es scheinbar nicht bis nach Santiago de Compostela geschafft hat und jetzt als Skelett mit Pilgermuschel vor einem Haus sitzt. Damit uns das nicht passiert, sind wir schnell weitergezogen.
Woche 10 (31.10. - 06.11.2024)Meilenstein: Le Puy en Velay
Die letzte Woche führte uns hinein in das Zentralmassiv. So laufen wir inzwischen weiterhin viele Höhenmeter, aber bekommen jetzt auch echte Bergpanoramen dazu. Das ist schon wunderschön, aber wird zusätzlich noch mit beeindruckenden Herbstfarben und buntem Laub ergänzt. Nicht selten liefen wir diese Woche einfach nur staunend und dankbar durch ein besonders hübsches Waldstück.
Außerdem bekamen wir Besuch von Eileens Freund Jona, der natürlich wieder das Auto mit all unseren Bestellungen vollgeladen hatte. So wechselte Eileen das erste Mal ihre Schuhe, die es wirklich nötig hatten und wir tauschten GoGos Insektenschutzausrüstung gehen allerlei reflektierende Dinge ein.
Am Montag (04.11.) erreichten wir Le Puy en Velay. Ein Meilenstein auf dem Jakobsweg, nicht nur für uns. Hier endet unser Reiseführer, den wir seit Trier nutzen und der nächste beginnt. Außerdem ist der Pilgerweg ab hier schlagartig bekannter. In jedem Dorf befinden sich zahlreiche Unterkünfte, Jakobusfiguren und Muscheln. Obwohl es Anfang November definitiv keine Pilgersaison mehr ist, sehen wir dennoch täglich mehrere andere Personen auf dem Weg. Besonders erstaunt waren wir über die Vielzahl an Toiletten, die plötzlich überall am Wegesrand auftauchen und das nicht nur in Dörfern, sondern auch mitten im Wald.
Die Temperaturen werden langsam niedriger und so sind wir inzwischen das erste Mal mit leicht gefrorenem Zelt und Raureif auf dem Gras daneben aufgewacht. Tagsüber war es aber weiterhin warm genug für kurze Hosen und ein T-Shirt.
Woche 9 (24.10. - 30.10.2024)Eine Woche Gastfreundschaft
Die letzte Woche führte uns weiter durch die Provinz ‚Forez‘. Sie ist geprägt von Seen und landschaftlich sehr schön. Inzwischen wird der Jakobsweg hier immer bekannter. Wir sehen häufig echte Muscheln oder in den Boden eingelassene Stolpersteine als Wegmarkierung.
Der steigende Bekanntheitsgrad führt auch dazu, dass wir immer mehr andere Pilger auf dem Weg treffen aber auch die Menschen, die hier wohnen, häufig schon einen Teil selbst gegangen sind. Wir hätten das kaum für möglich gehalten, aber die Gastfreundschaft ist momentan sogar noch größer als bisher und so landeten wir spontan auf einer Familienfeier und wurden auf den Bauernhof vom Cousin eingeladen. Das war für den Abend zwar noch etwas zu weit aber wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Außerdem telefonierten sie sich durch die örtlichen Anlaufstellen für Pilger und organisierten uns eine Unterkunft bei Blaise und seinem 92 Jahre alten Papa Simon. Wir schliefen bei den Schafen auf der Wiese und waren sogar zum Abendessen und Frühstück eingeladen. Am nächsten Morgen zeigte uns Blaise das Dorf und begleitete uns noch ein kurzes Stück auf dem Weg.
Am Abend kamen wir wie verabredet auf dem Bauernhof an und wurden von begeisterten Kindern begrüßt. Wir durften in einer kleinen Wohnung mit Küche, Kühlschrank und Schlafsofa bleiben und wurden mehrfach dazu aufgefordert auch länger als eine Nacht zu bleiben. Das Angebot nahmen wir gerne an und so kamen wir in den Genuss eines weiteren Pausentages und eines ausgiebigen Waldspaziergangs ohne Gepäck.
Am nächsten Tag wurden wir mittags von Cathy eingeladen, die gerade erst vom Jakobsweg zurückgekehrt war und selbst Esel und ein Pferd hat. Es stellte sich heraus, dass auch ihr Mann passionierter Pilger ist und den gesamten Weg bereits mit dem Rad befahren hat. Er hatte uns schon zwei Tage vorher in der nächsten Stadt gesehen und Cathy ist nur auf uns aufmerksam geworden, weil ihre Mutter uns vor der Bäckerei im Dorf gesehen und sie natürlich direkt angerufen hat.
Abends wurden wir von einer Großfamilie aufgenommen, die in einem Bergdorf ihr Ferienhaus hat. Hier machen momentan drei Generationen Urlaub. Die ursprünglich sechs Schwestern bekamen insgesamt 19 Kinder und inzwischen sind bereits die Enkelkinder in den Ferien hier. Zwei Personen mehr fällt da kaum auf und wir wurden vollkommen selbstverständlich integriert.
Für uns sind all das sehr besondere Erfahrungen. Vor allem die Selbstverständlichkeit und der liebevolle Umgang, mit dem wir hier immer wieder begrüßt werden, bedeutet uns sehr viel.
Woche 8 (17.10. - 23.10.2024)Charlieu
In der letzten Woche haben wir uns modisch ausgelebt. GoGo bekam nachts eine Warnweste um den Bauch und Annika trug ihre abgemachten Hosenbeine über den Schuhen, damit nicht alle Steine vom Weg darin landen. Als weiteres modisches Highlight sind das neu erfundene Regen-T-Shirt und die Regenshorts zu erwähnen, die aus hochgekrempelten langen Regensachen bestehen, in denen man aber weniger zu Menscheneintopf gekocht wird.
Wir schliefen viel in Wäldern und Schutzhütten, wobei wir uns weitgehend von der Zivilisation fernhielten. Für eine Gewitternacht verbarrikadierten wir uns mit unserem Tarp und der Regendecke in einer Schutzhütte, die lediglich aus einem Picknicktisch, mit einem etwa gleich großen Dach darüber bestand. Annika schlief auf der Bank und Eileen auf dem Tisch. Unser Fazit: 10/10, würden wir wieder machen
Am nächsten Morgen stellten wir fest, dass wir mit GoGos eingezäuntem Grasbereich auch den Parkplatz der örtlichen Pilzsucherriege abgesperrt hatten. Einen netten Herrn ließen wir durch den Zaun und bekamen hinterher als Dank eine Tasche voll Pfifferlinge. 😍
Die Temperaturen sind wieder sehr warm und spätsommerlich, während die Farbe der Blätter ganz eindeutig auf Herbst hinweist. Inzwischen trägt sogar Eileen tagsüber wieder kurze Hose und T-Shirt. Annika und GoGo im Winterfell ist es schon wieder viel zu warm.
Nach etwa 10 Tagen ohne Dusche kamen wir nach Charlieu, was für uns eine sehr besondere Stadt mit wundervollen Menschen wurde. Vor der Kirche trafen wir zwei junge Frauen, die mit einer ganzen Gruppe junger, christlicher Menschen hier waren. Praktischerweise kannten sie auch den örtlichen Pfarrer gut und organisierten uns einen Schlafplatz im Pfarrgarten. Für uns gab es eine Dusche, frische Wäsche und wir wurden spontan in die Gruppe integriert. Noch am Mittag hatte Eileen sich Pizza gewünscht und siehe da: am selben Abend bekamen wir scheinbar zufällig eine Riesenauswahl an Pizzen. Am nächsten Morgen konnten wir sogar in die Messe gehen. Normalerweise sind wir weder zur richtigen Zeit am richtigen Ort, noch können wir GoGo alleine vor die Kirche stellen. Dieses Mal hat alles gepasst und allein schon die Möglichkeit zu haben, war für uns sehr besonders.
Nach der Messe wurden wir zum Mittagessen eingeladen, bekamen eine Carillon Führung und inzwischen war es Nachmittag geworden. Aus der geplanten kurzen Etappe wurde also kurzerhand ein Pausentag, der nach etwa einem Monat auch mal nötig war.
Woche 7 (10.10. - 16.10.2024)Taizé… oder auch nicht
Unsere letzte Woche begann mit einem echten, französischen Frühstück an einem echten, französischen Esstisch. Am Abend zuvor wurden wir vor der Dorfkirche zu einem älteren Ehepaar nach Hause eingeladen. Hier gab es richtig leckeres Essen, gute Gesellschaft und Abends konnten wir noch ein bisschen, mit Unterstützung des Keyboards vom Dachboden, zusammen singen. Ein Video davon landete direkt unkommentiert in der Familiengruppe des Paars, worauf prompt die Frage des Sohnes folgte, ob die Eltern sich jetzt neue Kinder adoptiert hätten. Das wurde vehement bestritten, bei uns würde es sich ja wohl eher um Enkelkinder handeln! Und so kamen wir zu französischen Adoptivgroßeltern.
Im weiteren Verlauf der Woche sind wir durch einen kleinen Umweg in Taizé gewesen… oder haben es zu mindestens versucht. Auf unsere vorherige E-Mail Anfrage, ob wir mit Pferd dort bleiben können, hat niemand geantwortet und vor Ort sollten wir dann bis in die Dunkelheit mehrere Stunden warten, bis uns vielleicht jemand im Dorf unterbringen könnte. Dort sollte GoGo dann ganz alleine in einem fremden Stall stehen und wir in der normalen Unterkunft schlafen, was für ein Herdentier schlichtweg nicht möglich ist. Da es außerdem im Dunkeln auf unebenen Wegen schwierig ist sicher weiterzulaufen und der zuständige Bruder uns diese Informationen nur über eine Freiwillige ausrichten ließ, konnten wir auch keinerlei Fragen dazu stellen. Um diese späte Uhrzeit hätten wir außerdem alle Programmpunkte des Tages bereits verpasst und entschieden uns schweren Herzens weiterzuziehen.
Ansonsten war die Woche geprägt von den ersten sehr bergigen Etappen mit vielen Höhenmetern, super Beschilderung des Wegs und der ersten Schutzhütte seit sehr langer Zeit.
Woche 6 (03.10. - 09.10.2024)Weinberge 🍷🍇
Die sechste Woche hielt für uns einige Herausforderungen bereit, wodurch wir weder zum Tagebuch schreiben noch zum Verfassen sonstiger Berichte gekommen sind.
Annika hatte sich leicht erkältet, was sich aber glücklicherweise schnell wieder verzogen hat und so gingen wir jeden Tag ein Stückchen weiter.
Währenddessen entdeckte GoGo neue Lebensmittel. Wir gucken einmal nicht hin und plötzlich fehlt ein Stück Gurke oder die Hälfte der bereits in Würfel geschnittenen Zwiebel... letztere schien nicht so lecker zu sein, auf jeden Fall wollte sie danach nicht nochmal probieren.
Auch nach so langer Zeit im gastfreundlichen Frankreich sind wir nach wie vor überrascht, wie nett hier alle sind. So finden wir uns plötzlich bei zuvor fremden Menschen vor dem Kamin wieder oder werden auf dem Dorfplatz angesprochen, ob wir schon einen Platz für die Nacht haben. Das war in dieser Woche auch mehr als nötig, denn sie führte uns tief in die Bourgogne. Hier kommt der weltbekannte Rot- und Grauburgunder her, wo teilweise mehr als 100€ pro Flasche auf den Tisch gelegt werden.
Die Weinanbauflächen, die uns für etwa 10 Tage begleiteten, sind zwar schön anzusehen aber nicht gerade praktisch, wenn man mit einem Gras fressenden Lebewesen reist.
Einen Abend waren wir so verzweifelt, weil kein Gras in Sicht war und kurz vor dem Aufgeben, als wir einem Erntehelfer begegneten. Wir schilderten ihm die Lage und er nahm uns kurzerhand mit in seine Unterkunft mit Garten. Hier trafen wir weitere 15-20 junge Menschen, die uns für die Nacht heimlich aufnahmen. Wir durften mitessen, tauschten uns aus und schliefen mitten in einer Technoparty, bevor wir am nächsten Morgen in aller Frühe verschwanden, damit niemand wegen uns Probleme bekommt.
Am nächsten Tag fragten wir an einem Weingut nach, ob wir dort bleiben durften. Als ich den Begriff Jakobsweg erwähnte, leuchteten schon die Augen auf und natürlich durften wir bleiben. Später erfuhren wir, dass die beiden Eltern von drei Kindern vor einigen Jahren selbst von Zuhause nach Santiago de Compostela unterwegs waren. Im Gegensatz zu uns zwar nicht zu Fuß, sondern mit dem Rad, aber sie wussten genau, wie es für uns ist und es hat ihnen viel bedeutet nun etwas der selbst erfahrenen Gastfreundschaft zurückgeben zu können.
Woche 5 (26.09. - 02.10.2024)Lange unterwegs und doch vieles zum ersten Mal
Unsere letzte Woche begann mit unserem ersten echten Pausentag. Bereits die Nacht war so regnerisch und stürmisch, dass GoGo in die Scheune geholt werden musste und auch am nächsten Tag schüttete es wie aus Eimern.
Der nächste spannende Ort auf unserem Weg war Langres. Einige Kilometer vor dem Städtchen trafen wir unsere ersten anderen Pilger: zwei nette Frauen aus Bielefeld, die jedes Jahr eine Woche den Jakobsweg gehen. Bis Langres gingen wir nun zusammen. Dort trafen wir eine Familie im Stadtpark. Ein Wort gab das andere und wenig später saßen wir mit GoGo zusammen in deren Garten. Die Tochter hat zwei Pferde und so war auch die Garage gefüllt mit Heu und Futter. Wir saßen das erste Mal seit einem Monat wieder auf einem Sofa und das sogar vor einem Kaminfeuer. Danke für diesen besonderen Moment und die Gastfreundschaft!
Langres ist nicht nur für uns persönlich ein besonderer Ort, sondern auch der Punkt, an dem sich der Jakobsweg und die Via Francigena treffen. Diese führt von Canterbury aus bis nach Rom.
Außerdem haben wir hier am nächsten Morgen ein kurzes Interview für die Lokalzeitung gegeben. Schon am nächsten Tag winkten uns zwei ältere Damen über den Gartenzaun hinweg zu und riefen unsere Namen. Sie hatten bereits den Artikel gelesen und waren ganz begeistert.
Nach den starken Regenfällen der letzten Tage waren die Wege sehr matschig oder nicht vom daneben verlaufenden Bach zu unterscheiden. So bekamen wir das erste Mal so richtig nasse Füße, während Eileen lachend durch den Bach/ Weg rannte. Trockenzeit der Schuhe: etwa ein Tag.
Ansonsten bekamen wir noch Besuch von Eileens ehemaliger Chefin Karin, die uns ein paar Vorräte sowie ein leckeres Picknick mitbrachte und uns ein Stück auf dem Weg begleitete.
Zum Abschluss der Woche konnten wir zum ersten Mal ein Doppelzimmer mit Pferd buchen. Hier gab es eine gemütliche Box für GoGo und ein eigenes Zimmer für uns.
Die letzte Woche war geprägt von spätsommerlichen Temperaturen gepaart mit den Vorzügen des Herbstes. So finden sich immer wieder reife Früchte an Apfel-, Birnen- oder Pflaumenbäumen und für GoGo werden zusätzlich täglich Hagebutten und Weißdorn gesammelt. Regen gab es glücklicherweise nur abends oder nachts und so schliefen wir die ganze Woche in Wäldern oder auf Wiesen. Dabei wurde auch das erste Mal unser Tarp ausprobiert und für sehr praktisch und unfassbar gemütlich befunden.
Der Weg führte entlang einer schnurgeraden, alten Römerstraße und wechselte sich mit teilweise rutschigen und steilen Waldpartien ab. Inzwischen sind auch unsere ersten Pilgerpässe voll und wir haben jeweils den zweiten angefangen.
Eileens Papa kam auf dem Rückweg nach Hause mit Begleitung vorbei und hatte unseren Wocheneinkauf im Gepäck. Entlang des Weges ist es momentan sehr schwer Supermärkte zu finden. Jetzt haben wir wieder alles Wichtige und einen großen Schokoladenvorrat. 😋
Am Mittwoch mussten wir das erste Mal in vier Wochen auf einer Wegstecke umkehren. Mittags war GoGo noch bravourös über eine schmale Brücke balanciert aber wenige Stunden später lag ein massiver Baum schräg über den schmalen Waldweg. Darunter war es zu flach, darüber zu hoch und drumherum zu matschig und steil. Also kehrten wir nach einem gescheiterten Umgehungsversuch durchs Unterholz um und entschieden uns für einen 4 km langen Umweg. Dieser führte leider ins Nichts und so blieben die Optionen weitere 8-12 km weiter über einen anderen Ort zu laufen oder eine sehr offensichtlich gesperrte Straße zu benutzen. Der Umweg war angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit keine Option und so versuchten wir die gesperrte Straße. Der Grund für die Sperrung war schnell ersichtlich. An einer Stelle waren mehr als 2/3 abgerutscht. Zu Fuß kamen wir aber über den bestehenden Seitenstreifen sicher auf die andere Seite und fanden mit Einbruch der Dunkelheit eine Feldscheune, in der wir die kommende Nacht mit Sturm und Starkregen bleiben durften.
Zu Beginn der letzten Woche waren bei der Schlafplatzsuche leider alle Wiesen umzäunt. Also liefen wir noch eine Weile weiter und erblickten dann einen Esel und ein Pferd. Da Menschen mit Esel bekanntlich immer nett sind, wollten wir da mal nachfragen, ob wir uns über Nacht dazugesellen dürfen. Die Leute waren aber nicht Zuhause und so saßen wir nur fünf Minuten später bei den Nachbarn auf der Wiese und wurden mit frisch gekochten Tee begrüßt. Abends kamen noch die Leute mit Esel und Pferd spontan mit einem Eimer Hafer und einem Karton Eier vorbei, weil sie uns schon aus dem Auto heraus gesehen hatten.
Am nächsten Tag erreichten wir Toul, den ersten großen Ort auf unserer Karte. Hier probierten wir das erste Mal Pizza aus einem Automaten. Nach wenigen Minuten Wartezeit kommt eine knusprige Pizza heraus und schmecken tut sie auch. Abends wurden wir von Nathalie in ihren Garten eingeladen. Hier gab es für GoGo saftiges Gras, Apfelbäume und allerlei zu entdecken. Für uns gab es ein gerades Stück Wiese, knusprige Bratkartoffeln, frischen Salat, eine Dusche und sogar gewaschene Wäsche. Super!
Am nächsten Abend kam Eileens Papa zu Besuch. Er brachte einen ganzen Karton voll Sachen mit, die uns noch fehlten oder inzwischen kaputt gegangen waren. Wir verbrachten den Abend zusammen und am nächsten Tag begleitete er uns noch ein Stück auf unserem Weg, bevor er weiterfuhr.
Am nächsten Tag fand uns unser Schlafplatz von ganz alleine. Wir hatten bereits einen Rastplatz an einem kleinen Fluss im Visier als zwei Personen aus dem Nachbarhaus herauskamen und mit zwei kurzen Telefonaten einen Platz im nahegelegenen Reitstall bei Freundin Clara organisiert haben. Hier lernte GoGo einen besonders attraktiven Wallach kennen und war die halbe Nacht mit flirten beschäftigt. Dieses Jahr ist es aber noch nicht Zeit Mama zu werden. :D
Unsere letzte Woche begann damit, dass wir am Morgen eine Nacktschnecke im restlichen Abendessen vom Vorabend sitzen hatten. Der Topf war geschlossen aber irgendwie hat sie es trotzdem geschafft. Eklig! Danach wurden alle Lebensmittel genau so wie Schuhe schneckensicher verstaut.
Eine Gewitternacht durften wir auf dem Bauernhof von Beatrice und ihrer Familie verbringen. Sie haben uns mit großer Gastfreundschaft aufgenommen und uns sogar neues Futter für GoGo und eine große Tasche Essen für uns mitgegeben. Dankeschön!
Zwei Tage später erreichten wir unser Etappenziel Metz. Eine wunderschöne Stadt, in der wir natürlich wieder das Fotomotiv Nummer 1 waren. Ansonsten waren die Wege erstaunlich grün für eine große Stadt und führten an beschaulichen Kanälen und der Mosel entlang.
Nach einer sehr langen Strecke durch Metz hindurch wurde es abends schon sehr spät, wir hatten Schwierigkeiten mit dem Weg und die Dunkelheit brach herein. Kurzerhand entschieden wir uns dafür unsere erste Nacht unter der Brücke zu verbringen. Bei alten römischen Gemäuern ist das gar nicht mal so schlecht.
Inzwischen ist auch hier plötzlich der Herbst hereingebrochen und hat die gerade noch hochsommerlichen Temperaturen abgelöst. Eine Nacht durften wir in einer Eselshütte schlafen und eine andere Nacht fanden wir eine Jagdhütte im Wald, die uns Schutz vor Regen bot.
Insgesamt haben wir auch in dieser Woche nichts als Gastfreundschaft und große Hilfsbereitschaft erfahren. Danke Frankreich!
Woche 1 (29.08. - 04.09.2024)Zurück auf dem Jakobsweg - Back on Track
Jetzt ist die erste Woche schon vorbei, einige Kilometer geschafft und unsere Körper gewöhnen sich auch wieder an die Anstrengung. Am 29.08. startete der zweite Teil unseres Wegs in Overath am Stall. GoGo hatte schon eine geflochtene Mähne und alles war gepackt. Von hier aus fuhr uns Ralf Schwenk nach Trier zum Grab des Apostels Matthias. Ab da führte der Weg über glühend heißen Asphalt in Richtung Süd-Westen. Die Hitze sollte sich in den nächsten Tagen mit Starkregen abwechseln aber darauf sind wir vorbereitet und es trocknet auch wieder schnell.
In den ersten Tagen haben wir neben hübschen Wiesen viel in Schutzhütten übernachtet, die in perfektem Abstand am Wegesrand auf uns gewartet haben. Unterwegs trafen wir auf alte römische Gemäuer und eine wunderschön hergerichtete Jakobuskirche mit Erste-Hilfe Tasche. Hier fanden sich Blasenpflaster und alles, was man (Pilger) sonst so brauchen könnte.
Am 02.09. überquerten wir die Grenze nach Frankreich - ein Meilenstein für uns. Ab jetzt versucht Eileen ihre im letzten Jahr mit einer App gelernten Brocken Französisch möglichst sinnvoll einzusetzen und auch Annika lernt ihre ersten Vokabeln. Für das Wichtigste reicht es. Gestern konnten wir uns zumindest soweit verständlich machen, dass wir auf einem Bauernhof übernachten durften, morgens sogar Frühstück bekamen und duschen durften.