Reisebericht vom Jakobsweg
Hier finden Sie die Reiseberichte unserer Pilgerinnen Annika, Eileen und Gogo.
Die letzte Woche war geprägt von spätsommerlichen Temperaturen gepaart mit den Vorzügen des Herbstes. So finden sich immer wieder reife Früchte an Apfel-, Birnen- oder Pflaumenbäumen und für GoGo werden zusätzlich täglich Hagebutten und Weißdorn gesammelt. Regen gab es glücklicherweise nur abends oder nachts und so schliefen wir die ganze Woche in Wäldern oder auf Wiesen. Dabei wurde auch das erste Mal unser Tarp ausprobiert und für sehr praktisch und unfassbar gemütlich befunden.
Der Weg führte entlang einer schnurgeraden, alten Römerstraße und wechselte sich mit teilweise rutschigen und steilen Waldpartien ab. Inzwischen sind auch unsere ersten Pilgerpässe voll und wir haben jeweils den zweiten angefangen.
Eileens Papa kam auf dem Rückweg nach Hause mit Begleitung vorbei und hatte unseren Wocheneinkauf im Gepäck. Entlang des Weges ist es momentan sehr schwer Supermärkte zu finden. Jetzt haben wir wieder alles Wichtige und einen großen Schokoladenvorrat. 😋
Am Mittwoch mussten wir das erste Mal in vier Wochen auf einer Wegstecke umkehren. Mittags war GoGo noch bravourös über eine schmale Brücke balanciert aber wenige Stunden später lag ein massiver Baum schräg über den schmalen Waldweg. Darunter war es zu flach, darüber zu hoch und drumherum zu matschig und steil. Also kehrten wir nach einem gescheiterten Umgehungsversuch durchs Unterholz um und entschieden uns für einen 4 km langen Umweg. Dieser führte leider ins Nichts und so blieben die Optionen weitere 8-12 km weiter über einen anderen Ort zu laufen oder eine sehr offensichtlich gesperrte Straße zu benutzen. Der Umweg war angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit keine Option und so versuchten wir die gesperrte Straße. Der Grund für die Sperrung war schnell ersichtlich. An einer Stelle waren mehr als 2/3 abgerutscht. Zu Fuß kamen wir aber über den bestehenden Seitenstreifen sicher auf die andere Seite und fanden mit Einbruch der Dunkelheit eine Feldscheune, in der wir die kommende Nacht mit Sturm und Starkregen bleiben durften.
Zu Beginn der letzten Woche waren bei der Schlafplatzsuche leider alle Wiesen umzäunt. Also liefen wir noch eine Weile weiter und erblickten dann einen Esel und ein Pferd. Da Menschen mit Esel bekanntlich immer nett sind, wollten wir da mal nachfragen, ob wir uns über Nacht dazugesellen dürfen. Die Leute waren aber nicht Zuhause und so saßen wir nur fünf Minuten später bei den Nachbarn auf der Wiese und wurden mit frisch gekochten Tee begrüßt. Abends kamen noch die Leute mit Esel und Pferd spontan mit einem Eimer Hafer und einem Karton Eier vorbei, weil sie uns schon aus dem Auto heraus gesehen hatten.
Am nächsten Tag erreichten wir Toul, den ersten großen Ort auf unserer Karte. Hier probierten wir das erste Mal Pizza aus einem Automaten. Nach wenigen Minuten Wartezeit kommt eine knusprige Pizza heraus und schmecken tut sie auch. Abends wurden wir von Nathalie in ihren Garten eingeladen. Hier gab es für GoGo saftiges Gras, Apfelbäume und allerlei zu entdecken. Für uns gab es ein gerades Stück Wiese, knusprige Bratkartoffeln, frischen Salat, eine Dusche und sogar gewaschene Wäsche. Super!
Am nächsten Abend kam Eileens Papa zu Besuch. Er brachte einen ganzen Karton voll Sachen mit, die uns noch fehlten oder inzwischen kaputt gegangen waren. Wir verbrachten den Abend zusammen und am nächsten Tag begleitete er uns noch ein Stück auf unserem Weg, bevor er weiterfuhr.
Am nächsten Tag fand uns unser Schlafplatz von ganz alleine. Wir hatten bereits einen Rastplatz an einem kleinen Fluss im Visier als zwei Personen aus dem Nachbarhaus herauskamen und mit zwei kurzen Telefonaten einen Platz im nahegelegenen Reitstall bei Freundin Clara organisiert haben. Hier lernte GoGo einen besonders attraktiven Wallach kennen und war die halbe Nacht mit flirten beschäftigt. Dieses Jahr ist es aber noch nicht Zeit Mama zu werden. :D
Unsere letzte Woche begann damit, dass wir am Morgen eine Nacktschnecke im restlichen Abendessen vom Vorabend sitzen hatten. Der Topf war geschlossen aber irgendwie hat sie es trotzdem geschafft. Eklig! Danach wurden alle Lebensmittel genau so wie Schuhe schneckensicher verstaut.
Eine Gewitternacht durften wir auf dem Bauernhof von Beatrice und ihrer Familie verbringen. Sie haben uns mit großer Gastfreundschaft aufgenommen und uns sogar neues Futter für GoGo und eine große Tasche Essen für uns mitgegeben. Dankeschön!
Zwei Tage später erreichten wir unser Etappenziel Metz. Eine wunderschöne Stadt, in der wir natürlich wieder das Fotomotiv Nummer 1 waren. Ansonsten waren die Wege erstaunlich grün für eine große Stadt und führten an beschaulichen Kanälen und der Mosel entlang.
Nach einer sehr langen Strecke durch Metz hindurch wurde es abends schon sehr spät, wir hatten Schwierigkeiten mit dem Weg und die Dunkelheit brach herein. Kurzerhand entschieden wir uns dafür unsere erste Nacht unter der Brücke zu verbringen. Bei alten römischen Gemäuern ist das gar nicht mal so schlecht.
Inzwischen ist auch hier plötzlich der Herbst hereingebrochen und hat die gerade noch hochsommerlichen Temperaturen abgelöst. Eine Nacht durften wir in einer Eselshütte schlafen und eine andere Nacht fanden wir eine Jagdhütte im Wald, die uns Schutz vor Regen bot.
Insgesamt haben wir auch in dieser Woche nichts als Gastfreundschaft und große Hilfsbereitschaft erfahren. Danke Frankreich!
Woche 1 (29.08. - 04.09.2024)Zurück auf dem Jakobsweg - Back on Track
Jetzt ist die erste Woche schon vorbei, einige Kilometer geschafft und unsere Körper gewöhnen sich auch wieder an die Anstrengung. Am 29.08. startete der zweite Teil unseres Wegs in Overath am Stall. GoGo hatte schon eine geflochtene Mähne und alles war gepackt. Von hier aus fuhr uns Ralf Schwenk nach Trier zum Grab des Apostels Matthias. Ab da führte der Weg über glühend heißen Asphalt in Richtung Süd-Westen. Die Hitze sollte sich in den nächsten Tagen mit Starkregen abwechseln aber darauf sind wir vorbereitet und es trocknet auch wieder schnell.
In den ersten Tagen haben wir neben hübschen Wiesen viel in Schutzhütten übernachtet, die in perfektem Abstand am Wegesrand auf uns gewartet haben. Unterwegs trafen wir auf alte römische Gemäuer und eine wunderschön hergerichtete Jakobuskirche mit Erste-Hilfe Tasche. Hier fanden sich Blasenpflaster und alles, was man (Pilger) sonst so brauchen könnte.
Am 02.09. überquerten wir die Grenze nach Frankreich - ein Meilenstein für uns. Ab jetzt versucht Eileen ihre im letzten Jahr mit einer App gelernten Brocken Französisch möglichst sinnvoll einzusetzen und auch Annika lernt ihre ersten Vokabeln. Für das Wichtigste reicht es. Gestern konnten wir uns zumindest soweit verständlich machen, dass wir auf einem Bauernhof übernachten durften, morgens sogar Frühstück bekamen und duschen durften.